Weingut Markus Schneider

Die Pfalz – unendliche Weinweiten. Und mittendrin, im beschaulichen Örtchen Ellerstadt, einem Ausbund an Pfälzer Gemütlichkeit, liegt das Weingut von Markus Schneider. Irgendwie wirkt der langegezogene schwarze Bau der Kellerei wie ein Ufo, zumindest aber, als wäre die große, weite Welt zu Besuch auf dem Land. Angefangen hat alles sehr, sehr klein. 1990 kaufte Schneiders Vater einen kleinen Betrieb mit einem Hektar Rebfläche, da der Sohn unbedingt Winzer werden wollte. Die Familie hatte bisher vom Obstbau gelebt und seine Trauben an eine Genossenschaft verkauft. Markus Schneider absolvierte Anfang der 90er Jahre eine Ausbildung zum Winzer beim Weingut Bürklin-Wolff im benachbarten Wachenheim. 1994 vinifizierte er seinen ersten eigenen Jahrgang mit noch nicht einmal 20 Jahren. Seine Herangehensweise war damals höchst ungewöhnlich und stellte so manches, bisher wenig in Frage gestelltes, auf den Kopf. Auf seinen Weinen fehlten Rebsortenangaben und Lagenbezeichnungen, das Etikett war aufgeräumt gestaltet und seinen Weinen gab er außergewöhnliche Namen. Noch heute arbeitet er eher nach dem Vorbild der Supertoskaner (seine Weine verkauft er unter der Qualitätsbezeichnung Q.b.A.) und der Bordelaiser Winzer, denn seine erfolgreichsten Weine, wie der Black Print, sind Cuvées. Auch wenn seine Weine immer wieder gut bis sehr gut in der Fachpresse bewertet werden, ist es das ausgeklügelte Marketing, welches den Unterschied macht und seine Erzeugnisse auffallen lässt. Vielleicht liegt es an dem fehlenden Hintergrund eines generationsübergreifenden Familienweingutes, was ihn damals wie heute so frei agieren lässt – er ist von der Stilistik nur sich selbst verpflichtet und keiner Tradition. Allerdings hat er auch immer fest die Wünsche seiner Kundschaft im Blick und schneidet ein Produkt auch schon mal aufgrund von Marktanalysen auf ein bestimmtes Klientel zu. Den Durchbruch hat er mit Sicherheit auch seinem Kontakt zur Sylter Restaurantlegende Sansibar zu verdanken, für die er sogar eigens einige Weine kreierte.

Auf eigenen und gepachteten Rebflächen baut er eine Vielzahl von Rebsorten an, neben traditionellen Sorten wie Riesling oder Müller-Thurgau auch Shiraz, Merlot oder Cabernet Sauvignon. Er erzeugt zu gleichen Teilen Rot – und Weißwein, wobei er für seine Rotweine national und international bekannt ist. Von dem einen Hektar zu Beginn seiner Selbstständigkeit ist das Weingut mittlerweile auf 92 Hektar angewachsen. Die Weingärten befinden sich sowohl in und um Ellerstadt, wo das Klima sehr warm, trocken und im Sommer oft schwül ist, als auch etwas höher gelegen am Fuße der Haardt, wo das Wetter ein wenig kühler ist.
Sein neuester Coup ist der Kauf von 5,5 Hektar in Leiwen an der Mosel, wo er zwei Rieslinge ausbauen lässt. Der Weinberg wird von Daniel van der Niepoort, Spross der Portweinfamilie van der Niepoort aus Portugal, bewirtschaftet und im Keller eines Piesporter Winzers ausgebaut.
Außerdem engagiert sich Schneider in einem Joint Venture mit Kaapzicht Estate, mit denen er den Veet Rooi Wein aus der Region Olifant River in Südafrika herausbringt.

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Vinum Weinguide Deutschland 2020
*Der Ellerstadter Winzer Markus Schneider versteht es wie kaum jemand sonst, regionalen Weinen ein internationales Flair einzuhauchen. Seine Weine tragen oft pfiffige Namen, die entweder mit dem eigenen Nachnamen spielen (>>Kaitui<< bedeutet in der Sprache der Maori Schneider) oder über Begriffe wie >>Holy Moly<< oder >>Tohuwabohu<< für einen Cuvée den Eindruck zu vermitteln, es augenzwinkernd gar nicht so ernst zu meinen. Doch das tut er, mit Sicherheit. Wir besorgen uns, da er keine Weine bei uns einreicht, im Handel immer einen Querschnitt, um zu sehen, woran wir bei ihm sind. Warum? Weil er mit einer Flaschenzahl im siebenstelligen Bereich und einer beeindruckenden öffentlichen Wahrnehmung einfach eine sehr prominente Stellung einnimmt. Das hat zur Folge, dass wir seinen Besten vermutlich gar nicht im Glas haben. Das, was wir sehen, ist allerdings wirklich sehr gut.*

Gault & Millau Weinguide Deutschland 2020
*Chapeau vor Markus Schneiders Weinen aus dem Jahrgang 2018! So eine präzise Säure haben in diesem Sommer nicht allzu viele Winzer aus ihren von Hitze und Trockenheit geplagten Weinbergen herausgeholt. Die Frische, die beispielsweise der Kaitui in beiden Versionen ins Glas bringt, ist enorm. Das geht weiter über den Chardonnay, der sich zu einer wirklich beeindruckenden Réserve aus 2017 steigert. Ebenso gelungen sind die Rieslinge. Besonders die fein herausgearbeiteten Lagenunterschiede zwischen Saumagen und Fuchsmantel machen Freude. Hier merkt man schon deutlich die personelle Veränderung im Weingut Schneider: Der Winzer arbeitet jetzt nicht mehr mit einem Önologen zusammen, sondern nur noch mit zwei jungen Kellermeistern. Die sind 30 und 24 Jahre alt und denken sehr modern, sagt Schneider. Aber nicht wie Mickymaus, sondern in die Richtung von Kühle und Frisch. Und das bekommt den Weinen ausgezeichnet. Bei den Roten ist die alte Handschrift derzeit noch stärker zu spüren. Die mag man oder man mag sie nicht – Schneiders Rote sind üppig bis hin zur Opulenz, zeigen strahlende Kraft, dunkle Frucht, und das mit mindestens 14 Prozent Alkohol. Wer diesen Stil mag, wird mit diesen Weinen richtig glücklich, denn sie sind makellos. Bei jedem einzelnen sitzt jeder Baustein am Gaumen am richtigen Fleck: Säure, Tannin, Süße, Alkohol – alles ist perfekt ausbalanciert. Nicht alles, was wir machen, ist Mainstream und unkompliziert, sagt Schneider. Aber man versteht es trotzdem.*

Gegründet: 1990
bewirtschaftete Fläche: 75ha
Kellermeister: Markus Schneider
Besitzer: Familie Schneider
Webseite: www.black-print.net
Anschrift: Am Hohen Weg 1, DE 67158 Ellerstadt