Vieux Château Certan

Man kann die Wurzeln von Vieux Château Certan bis ins frühe 16.Jh. zurückverfolgen, aber so richtig los ging es wohl erst in der Mitte des 18.Jh., als unter der damaligen Besitzer-Familie Demay, die aus Schottland stammte, das erste Schloss gebaut wurde. Damals unter dem Namen „Sertan“. Das Gebäude, das heute zu finden ist, wurde dann 1858 vom damaligen Besitzer Charles de Bousquet erbaut.

1924 dann der bisher letzte Besitzerwechsel, der dem Weingut im Nachhinein seinen Weltruhm einbrachte: der Flame Georges Thienpont erwarb das Château. Und nach zwei wechselhaften Dekaden produzierte das Gut in den 1940er und 50er Jahren in fast jedem Jahrgang Spitzenweine, die den Ruf des Weinguts in die Höhe schnellen ließen und die heute noch – falls man denn noch welche findet – heiß begehrt sind. 1986 übernahm Alexandre Thienpont die Führung des Château und hat sie bis heute inne, auch wenn sein Sohn Guillaume schon immer mehr Verantwortung übernimmt. Unter seiner Leitung knüpfen die Macher zunehmend an die Zeiten Mitte des 20.Jh. an, auch weil Alexandre im Weinberg rigoros neu- und umgepflanzt hat, auf nachhaltige Rebpflege umstellte und auf moderne Technik setzt.

Im Herzen des Pomerols, auf dem Plateau gelegen, ist das Schloss komplett von den eigenen knapp 14ha Reben umgeben und liegt in direkter Nachbarschaft zu Petrus, Le Pin und Certan de May. Die Böden bestehen aus Ton und Kies, je nach Parzelle in unterschiedlicher Zusammensetzung. Auf den tonhaltigeren Erden steht Merlot (70% des gesamten Bestandes), auf dem Untergrund mit erhöhtem Kieselanteil stehen die Cabernet Franc Reben (25%) und auf den fast reinen Kiesböden dann noch Cabernet Sauvignon (5%). Typisch für das Pomerol gelten die Weine als saftig, weich, samtig, haben aber durch die Cabernet-Zugaben und der Expertise von Alexandre den Ruf, eher wie Medoc-Weine zu wirken. Sprich: einerseits vordergründig charmant und voll, aber mit einer tollen Struktur und Eleganz versehen. Produziert werden der klassische Grand Vin und sein Zweitwein, der La Gravette de Certan.

Zum Schluss noch eine kleine Anekdote zu den pinken Kapseln auf den Flaschen des Weinguts: Georges Thienpont wollte immer wissen, wer denn seine Weine kauft ohne direkt zu fragen und/oder indiskret zu sein. Und da er oft bei den Connoisseurs zu Besuch war, konnte er in deren Kellern die pinke Kapsel schnell ausfindig machen, ohne selbst was erwähnen zu müssen. Mittlerweile hat sich diese Kleinigkeit zu einem Alleinstellungsmerkmal entwickelt.