Château Le Pin

Es war im Jahr 2011 als das renommierte Wall Street Journal den kometenhaften Aufstieg von Le Pin endgültig adelte: „It took Bordeaux centuries to create great wine, Jacques Thienpont did it in just 30 years.“
Als besagter Jacques Thienpont 1979 zusammen mit Vater Marcel und Onkel Gérard das Weingut auf dem berühmten Plateau von Pomerol erwarb, war die Entwicklung zu einem der gesuchtesten Kultweine der Welt nicht absehbar. Immerhin hatte Léon Thienpont, der das Top-Pomerol-Weingut Vieux Château Certan in der Nachbarschaft bis 1985 für die Familie Thienpont führte, Potential erkannt und Jacques bewegt, zuzugreifen, als es 1979 angeboten wurde. Die kurz zuvor verwitwete Madame Laubie verkaufte es für 1 Mio. Franc (ungefähr 152.000 Euro). Der Preis war so hoch, dass das nur 1 ha umfassende Weingut, dessen Traubenmaterial bis dahin nur in generische Lalande-de-Pomerol-Weine Eingang gefunden hatte, nicht wie ursprünglich angedacht Vieux Château Certan zugeschlagen wurde.

Daher verwundert es nicht, dass die ersten Jahrgänge des zunächst vollkommen unbekannten Weins für 70 FF ex-Cellar (7,6 Pfund oder ungefähr 10 Euro) angeboten wurden. So auch die 3600 Flaschen des Jahrgangs 1982, der alles verändern sollte. Hatte sich Robert Parker noch vom Vorgängerjahrgang wenig beeindrucken lassen, vergab er für den 82er Jahrgang 100 Punkte. Wurde 1985 die 6er OHK bei Christie`s noch für 310 Pfund verkauft, waren 1997 schon 16.000 Pfund zu bezahlen, heutzutage nicht weniger als 50.000 Pfund.

Was bescheiden und zunächst wenig spektakulär auf einem Hektar begann, umfasst heute nach Parzellenzukäufen 2,9 Hektar; die Jahresproduktion bleibt weiterhin überschaubar bei 6000 -7000 Flaschen, die größte Produktion umfasste 1993 8000 Flaschen. Im Jahr 2003 wurde kein Le Pin erzeugt, im Jahr 2013 nur 3 Fässer. Für Le Pin wird ausschließlich Traubenmaterial aus dem Ursprungshektar bzw. aus direkt angrenzenden Parzellen verwendet. Die Trauben aus den übrigen Parzellen werden gelesen und vinifiziert wie Le Pin, finden aber Verwendung in einem weiteren Wein namens „Trilogie“, einer Cuvée von jeweils drei Jahrgängen.

Die Erfolgsgeschichte des knappen Luxusgutes Le Pin wäre unvollständig erzählt, ohne den Verweis auf den Begriff des „Vin de Garage“, der sich Anfang der 90er Jahre wie ein Lauffeuer verbreitete. Michael Bettane und Nicolas Baby prägten den Ausdruck für sich, insbesondere für Weingüter, die sich in St. Èmilion neu am Markt positionierten und deren Produktionsmenge quasi in einer Garage Platz finden können. Auf ungefähr 2 ha, die fast allein zu bewirtschaften waren, kultivierten manche Winzer mit enormen persönlichen Einsatz ihre zum Teil sehr eigenen Vorstellungen vom bestmöglichen Weinbau auf zumeist nicht so exzellenten Böden.

Spätestens als das beim Kauf miterworbene, so kleine wie renovierungsbedürftige Gebäude abgetragen und 2011 durch einen Entwurf des belgischen Architekten Paul Robbrecht ersetzt worden war, ist dem Vergleich mit den Vin de Garage auch äußerlich sichtbar der Boden entzogen worden. So kommt durch das sich wunderbar in die Landschaft eingliedernde, leicht futuristische Wirtschaftsgebäude bei 780 qm Grundfläche kein Gedanke mehr an den Gebäudetyp auf, der einmal für diese einstmals beinahe revolutionäre Art der Weinerzeugung namensgebend war. Eine Bezeichnung übrigens, mit der sich Jacques Thienpont für seinen Le Pin nie anfreunden konnte, schon allein aufgrund des grandiosen Terroirs von Le Pin.

bewirtschaftete Fläche: 2,9ha
Kellermeister: Alexandre Thienpont
Besitzer: Jacques Thienpont
Webseite: n.v.
Anschrift: Rue la Fontaine, FR 33500 Pomerol