Masterclass mit Gaia Gaja

24.06.2019

Wein-Bastion unterwegs > Deutschland

A Masterclass to remember...

Man sollte ja nicht mit Superlativen um sich werfen, aber so ein bisschen legendär fühlte sich die Probe mit Gaia Gaja schon an. Es wurde in den Ballsaal der Dekra in Stuttgart geladen. schickes Ambiente Die Dekra verbindet man jetzt nicht unbedingt mit hochklassigem Wein, aber die Räumlichkeiten wurden der Eleganz der Veranstaltung durchaus gerecht. Auch der nach der Verkostung gereichte Lunch im Bischoff-Club im Dekra Gebäude war exquisit und das Ambiente gehoben. Man gab sich also ordentlich Mühe, den teuren italienischen Roten einen angemessenen Rahmen zu geben.
Aber zurück auf Anfang. Meine Erwartungshaltung rangierte irgendwo zwischen „Schau mer mal“ und „ich treffe eine lebende Legende“ an diesem Dienstag im Mai. Leider hatten viele Händler sehr kurzfristig wieder abgesagt, so dass sich im Ballsaal nur etwa 25 Personen tummelten, wo zur Einstimmung der 2016er Vistamare vom toskanischen Weingut der Familie „Ca’Marcanda“ aus der Magnumflasche gereicht wurde.
Gaia Gaja schüttelte Hände und begrüßte ihre Zuhörer. Sie wirkte sehr entspannt, beinahe casual und obwohl sie bestimmt sehr viel reisen muss, hatte man doch den Eindruck, sie ist ganz im Hier und Jetzt. Der Vortrag startete und trotz der Theorie über die verschiedenen Weingüter der Familie und deren Geschichte, schaffte es Frau Gaja, alles kurzweilig zu gestalten und dabei noch authentisch rüber zu kommen. Zwischendurch wurde der 2016er Margari (Kirschnoten, Grüne Aromen, kommt robuster daher, würzig und spicy) und der 2016er Camarcanda (Honigduft, Eleganz, sanftes Tannin, schöne Struktur aber noch wenig zugänglich) verkostet. Gaia Gaja erzählte zwischendurch vom Klimawandel und von den damit verbundenen Änderungen im Rebsortenspiegel und Blends. So wird zum Beispiel im Camarcanda und im Margari kein Merlot mehr verwendet, der Blend hat sich Richtung Cabernet Sauvignon und Cabernet franc verändert.
Der Favorit Weiter ging es mit meinem persönlichen Favourite der Verkostung, dem 2012er Brunello de Montalcino vom Landsitz Pieve Santa Restituta. Die rostrote Farbe fiel zuerst auf, ein Duft von Lakritze und Süßholz streichelte die Nase. Der Wein präsentierte sich sehr elegant und ist von eher schlanker Statur. Würzig, mit Noten von getrockneten Tomaten, die Säure ist schön eingebunden – ein wirklicher Genuss, der aber auch noch viele Jahre im Keller schlummern kann.
Etwa 25 Hektar Weinberge nennen die Gajas im Brunello Gebiet ihr Eigen. the royal family Aber nach wie vor ist das Piemont der Hauptsitz der Familie. Eltern und Geschwister wohnen alle im Dörflein Barbaresco nur wenige Straßen voneinander entfernt. Leben und arbeiten im Familienverbund - in Reinform. Hier im Piemont werden 100 Hektar bewirtschaftet.
Gaia Gaja scherzte über Ihren Namen, und dass ihr Vater besorgt war, keinen männlichen Stammhalter zu bekommen, der den Familiennamen weiter tragen könnte. Um dem vorzubeugen, gab er seiner erstgeborenen Tochter den Namen Gaia, damit wenigstens ihr Vorname bei einer Heirat an die Familie erinnern sollte. Der Stammhalter wurde dann doch noch geboren und Gaia heißt auch heute noch Gaja – die Sorge des Vaters war also unbegründet. Sowohl Gaias Schwester Rossana als auch Bruder Giovanni sind im Familienunternehmen tätig.
Weiter ging die Verkostung mit dem 2017er Sito Moresco (süßer Duft, Beerenbouquet, absolut trinkfertig, Rotwein mit Spaßfaktor) und dem Barolo Dagromis di Gaja aus 2015, der noch leicht durchgeschüttelt vom Füllen wirkt. Nach einer guten Zeit an der Luft bekam man dann duftig-kräutrige Aromen und Honig in die Nase, er blieb aber weiterhin unruhig und das für einen Barolo fast sanfte Tannin war im Verbund mit der Schlankheit noch recht dominant. Den krönenden Abschluss bildete der 2014er Sperss, ein Barolo aus der Serralunga, einer Spitzenlage im Piemont. Die Überschrift für diesen Wein könnte auch „Mutter Erde“ lauten, denn es vereinen sich Düfte von Mineralien, Paprika, Honig, Baumrinde, Rosine auf einem Bett von Humus. Klingt abgefahren, war es auch. Außerdem spürt man, dieser Wein ist für die Ewigkeit gemacht, das Alterungspotenzial enorm. Der Sperss liegt zweieinhalb Jahre im Holz und danach noch in Beton, bevor er abgefüllt wird.
lecker Karnickel Zum Abschluss scherzte Gaia noch über ihren Vater, der jetzt, wo die Kinder das Tagesgeschäft übernommen hätten, noch mehr Zeit für seine „Spinnereien“ hätte. Mit 79 Jahren ist Angelo Gaja also mitnichten auf dem Altenteil gelandet, er bleibt dem Weingut aktiv verbunden. Zum Lunch werden noch der 2013er + 2017er Vistamare zur Kaninchenvorspeise und der 2012er + 2017er Promis zum gebratenen Wolfsbarsch gereicht. Dann war der ganze Zauber vorbei.

Was habe ich nun mitgenommen aus dieser Verkostung? Der große Erfolg von Gaja ist eine Kombination aus Marke, Auftritt, pedantischem Qualitätsweinbau und den daraus resultierenden großen Weinen.
Über die Preisfrage kann man sich wie immer bei Spitzengewächsen trefflich streiten. Die Weine sind zweifelsohne gut bis grandios, jeder Italienliebhaber sollte einmal einen Wein aus dem Hause Gaja probiert haben. Die moderne Philosophie der Familie ist sehr zukunftsorientiert und die Bandbreite umfasst traditionelle Rebsorten wie Sangiovese und Nebbiolo aber auch internationale Rebsorten wie Merlot und Cabernet Sauvignon.
Diese Mischung macht den Unterschied zu vielen anderen guten Weingütern – was man natürlich auch vom Preis behaupten kann.

Hier geht es zur Beschreibung und zu den Weinen von Gaja: Angelo Gaja

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