Weinreise Alentejo

08.03.2019

Wein-Bastion unterwegs > Portugal

Auf Einladung der Agenturen Barbara Wehowsky, Vinergie und Orbis Vini kam es diesen Februar zupass, dass wir im Rahmen einer kleinen Weinmesse vom 22.2. bis 24.2.2019 ins Alentejo eingeladen wurden. Wir, das sind (oder waren) Jörg Ilgen und Robert Niemetz.

Tag 1:

Und so kam es, dass wir am Mittwoch, 20.2.2019, in der Frühe aufbrachen, um zum Flughafen Stuttgart zu fahren, von wo es aus weiter nach Lissabon gehen sollte. Wir wollten schon zwei Tage vorher da sein, um auch weitere Weingüter aus unserem Sortiment zu besuchen. Wenn man schon mal da ist…

Aber leider kam es wie es kommen musste: dank eines Staus auf der A8 verpassten wir unseren Flug um zwei Minuten, so dass wir uns genötigt sahen, den Tag in Stuttgart zu verbringen, da der nächste Flug erst am Abend ging.
Von diesem schlechten Omen ließen wir uns aber nicht unterkriegen und entschieden nach kurzem Überlegen die Sektkellerei Kessler in Esslingen zu besuchen. Schließlich haben wir die tollen Produkte dieses Traditionsbetrieb in unserem Sortiment, einen guten Draht zu den dortigen Mitarbeitern und außerdem hatten wir das Gefühl, das ein Gläschen Sekt unsere Stimmung aufhellen und unsere Nerven beruhigen könnte.

Gesagt, getan, die nächste S-Bahn nach Esslingen wurde genommen und kurze Zeit später wurden wir von Nicole Schinke, Mitarbeiterin bei Kessler, in der Sektbar in Empfang genommen. Verkosten durften wir die Toplinie des Hauses, den Blanc Reserve Vintage und den Riesling Reserve Vintage (beide immerhin so überzeugend, dass wir sie in Kürze im Sortiment haben werden), sowie den Riesling Jägergrün. Wie immer mundeten uns der Schaumwein sehr gut und wir genossen den fast schon frühlingshaften Tag im Innenhof der Kellerei. Und was soll man sagen, wenn man Spaß hat, geht die Zeit schnell vorbei und wir mussten auch schon wieder los. Nicht, dass wir wieder einen Flug verpassen…

Wer selber einmal dort vorbeischauen möchte, der kann sich hier vorab informieren: www.kessler-sekt.de

Der Rest des Tages verlief unspektakulär: ein ereignisloser Flug nach Lissabon - na, immerhin bot TAP etwas zu essen an - und eine Stunde Fahrt in einem völlig ereignislosen Mietwagen französischer Produktion zum Hotel de Ameira, um dann müde ins Bett zufallen und Energien für die kommenden Tage aufzubauen.

Tag 2:

Nach einem ausgedehntem Frühstück (nie wieder Bohnen...) genossen wir erst einmal die sonnige, aber windige Terrasse des Hotels und erfreuten uns an den ständig steigenden Temperaturen des älter werdenden Morgens.
Dann stiegen wir ins Auto um zur Quinta da Casaboa, 40km nördlich von Lissabon im beschaulichen - oder einfach verschlafenen - Runa gelegen, zu fahren. Die Weine dieses Herstellers bereichern nun auch schon seit ein paar Jahren unser Sortiment - so bot es sich natürlich an, sich mal die örtlichen Begebenheiten anzuschauen.

Aber das Pech blieb uns augenscheinlich hold: Dort angekommen war leider nur ein Feldarbeiter vor Ort, mit dem wir uns leidlich in einem Mischmasch aus Spanisch und Portugiesisch verständigen konnten. Immerhin fanden wir heraus, dass nur er da war, er viel zu tun und wirklich keinen Bock hatte, sich um uns zu kümmern. Er hatte aber kein - wirklich gar kein - Problem damit, dass wir uns extensiv auf dem leicht verwunschen wirkenden Landgut umschauten - es war ihm schlicht mehr als wurscht, dass wir da waren.

So machten wir einen Spaziergang über die hügeligen Weinberge und schauten hier und da in die über das Gut verteilten Hallen. Wir bekamen einen Eindruck über die geographischen und klimatischen Verhältnisse in diesem Landstrich: zum einen scheint das Erdreich zumindest an den Hängen recht tief und fruchtbar zu sein, denn dunkel und satt konnte man die Krume an vielen Stellen offen sehen. Die Bodenbeschaffenheit ist sehr heterogen, mit Sand, Lehm und Grundgestein. Zum anderen ist es trotz der sonnigen Milde ständig windig, was den Einfluss des Atlantiks verrät und einen ausreichenden Niederschlag verspricht.

Dieser Besuch bescherte uns einen ersten Eindruck von Portugal im Winter: mild, sympathisch und sehr entspannt, sowohl klimatisch als auch menschlich.

Wir genossen noch ein wenig die herrliche Ruhe, die frische Luft und die wärmenden Sonnenstrahlen, bevor wir uns auf den Weg nach Lissabon machten, um dort den Rest des Nachmittags zu verbringen.

Zu Lissabon muss man nicht viel sagen, außer dass man wirklich mal hingehen sollte: eine tolle Altstadt, wunderbar gelegen an der großen Flussmündung des Tejo, mit einer Menge kleiner Weinbars und Restaurants, einer ausladenden Küche von Fisch und Meeresfrüchten, einem geschäftigen Alltagsleben und einer reichen Geschichte und Kultur.

Als Weinliebhaber kann man jedem Reisendem einen Besuch in der Garrafeira Nacional nur empfehlen. Ein grandioses Sortiment in herrlichem Ambiente, fast so schön wie die Bastion und Romanee Conti bis zur Kleinwagenliga im Regal - ich glaube, Jörg und ich sahen aus wie 6 Jährige im Spielzeugladen.

Erschöpft, aber erfüllt von den Eindrücken des Tages erreichten wir abends unser Hotel, nahmen noch einen Schlummertrunk an der Bar zu uns, bevor es ins Bett ging.

Tag 3:

Der dritte Tag begann wie der zweite (aber ohne Bohnen!) und wir brachen Richtung Herdade da Calada, die nur 20 Autominuten von unserem Hotel entfernt lag.

Dieser Tag war wohl der Eindrucksvollste, wenn es darum ging, dass Alentejo in seiner Gesamtheit zu erfassen und zu erleben: ein weites, rollendes Land, übersät mit Korkeichen und vereinzelten riesigen Landgütern, einer Menge Kühe und einer noch größeren Menge an Störchen. Sehr dünn besiedelt, stellt sich der Mensch hier ganz klar in den Hintergrund. Dafür aber fette Autobahnen ohne Autos, die im Grunde wohl Blau mit goldenen Sternen angemalt sein sollten und den Traum jedes A8-Geplagten sein dürften.

Doch zurück zu dem, was wir Arbeit nennen dürfen: auf der Herdade angekommen, waren wir erst einmal von der Größe und dem Glanz dieses Anwesens beeindruckt. Die Auffahrt zu den alten, gut erhaltenen Gebäuden ist allein einen Kilometer lang. Dort angekommen, wurden wir von Silvana, Mitarbeiterin des Weinguts, empfangen. Sie führte uns über das Weingut, erklärte uns alles, beantwortete geduldig und sympathisch alle unsere Fragen, bevor wir dann den Verkostungsraum erreichten. Hier verbrachten wir den Rest des Vormittags mit dem Verkosten der alten und neuen Jahrgänge des Weinguts. Immer wieder beeindruckt mich die Qualität der Weine von Da Calada. Die Fülle und Saftigkeit, die saubere Machart - und diese eukalyptische Note, die fast allen Weinen gemein ist. Die Weinberge werden durchzogen von Eukalyptusbäumen, was zu dieser leichten Note in den Weinen führt. Silvana begleitete diese Probe mit ausführlichen Informationen und einer gehörigen Portion Charme, was dem ganzen Erlebnis nur zuträglich war. Am Ende waren wir (wieder einmal) bestätigt darin, ein sehr gutes Weingut mit seinen Produkten in unserem Portfolio zu haben und verließen die Herdade mit Hunger und einem Tipp, wo wir in Evora, der nächstgrößeren Stadt, ein gutes Restaurant finden würden.

Evora ist eine sehr alte, kleine Stadt mit Stadtmauer, Aquädukt und verwinkelten kleinen Straßen und Gassen. Dort fanden wir uns im Restaurant Dom Joaquim wieder. Drei fantastische Gänge und eine Flasche Weißwein später hätte der Tag gut und gerne vorbei sein können, doch wir wurden zurück im Hotel erwartet. Denn nun ging der offizielle Teil eigentlich erst los: unsere Gastgeber hatten zum Sektempfang geladen.

Auf der Terrasse war angerichtet und das Meet and Greet nahm seinen Lauf. Man lernte die anderen Gäste kennen, tauschte sich aus, aus welcher Ecke Deutschlands und der Weinwelt man kam und probierte sich durch eine kleine Vorauswahl der Weingüter, die an diesem Wochenende vorgestellt wurden, durch. Alles in allem waren mehr als 60 Vertreter der Weinbranche Deutschlands anwesend, 30 Winzer aus Frankreich, Spanien und Portugal würden ihr Sortiment präsentieren.

Nach dem Empfang ging es auf die Quinta da Plansel zu einem ausgedehnten, portugiesischen Abendessen zu Live-Musik einer Fado-Band. Essen und Musik waren sehr gut, die Gesellschaft angenehm und die Auswahl der korrelierenden Weine gewaltig. Ein rundum gelungener Abend, der einen schönen Vorgeschmack auf den Samstag lieferte.

Tag 4:

Heute wurde es Ernst, heute war ein richtiger Messetag mit Verkosten von früh bis spät. Die Veranstaltung war in Montemor-O-Novo im alten Konvent eingerichtet. 30 Winzer hatten ihre Weine aufgebaut und erwarteten die neugierigen Besucher. Und nach einer kleinen Ansprache und einem Auftritt des lokalen Männerchors, der alentejanische Weisen von sich gab - was nicht so furchtbar war, wie man es sich jetzt vielleicht vorstellt - ging es in die heiligen Gänge, bewaffnet mit Glas und Notizbuch.

Konsequent und konzentriert, probierten sich Jörg und ich durch sämtliche Anbieter durch, stellten Fragen, bekamen Infos von den Winzern, Vertretern und Besitzern der einzelnen Weingüter und tranken viel Wasser zwischendurch. Und am Ende der Veranstaltung hatten wir für uns auch zwei Weingüter herauskristallisiert, mit denen wir uns Zukunft eine Zusammenarbeit vorstellen können. Daher ist es mir eine Freude unseren Kunden bald die Weine der Bodegas Madai aus dem Bierzo im Norden Spaniens in unserem Geschäft näher bringen, sowie eine (noch nicht feststehende, hier müssen Jörg und ich nochmal selektieren) Auswahl der Weine der Boas Quintas aus dem Dao und Setubal in Portugal präsentieren zu können.

Nach einer kleinen Auszeit im Hotel wurden wir zu einem Restaurant in Montemor chauffiert, wo wir bei einem klassischen, alentejanischem 3-Gänge-Menü und den Klängen einer wirklich sehr guten Streetband aus Lissabon den Abend in zuerst gemütlicher und dann tanzender und feiernder Runde ausklingen ließen. Gut, es war hinten raus etwas rauschig...

Tag 5:

Tags darauf hieß es auch schon wieder Abschied nehmen: wir bedankten uns bei den Veranstaltern für die wunderbar organisierte kleine Messe mit Rahmenprogramm und machten uns auf den Weg zum Flughafen. Abends erreichten wir dann erschöpft, aber sehr zufrieden Ulm, wo uns nochmals bewusst wurde, welch ein Glück wir haben, solche Erlebnisse machen zu dürfen, und die Ergebnisse dieser Erlebnisse in schöner flüssiger Form weiteren Menschen näher bringen zu können.

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