Reise in die Steiermark - Muster.Gamlitz

17.06.2021

Wein-Bastion unterwegs > Österreich

Eine Reise in die südliche Steiermark: das Weingut Muster.gamlitz

Wie kann man in diesen Zeiten, in denen es keine Wein-Messen gibt und Verkostungen im großen Rahmen untersagt sind, die neuen Jahrgänge eines Weinguts probieren?
Ganz einfach: man reist zu dem Weingut selber (natürlich unter Beachtung der Hygiene-Regeln). Und so kommt es, dass ich die Ehre hatte, für einen Nachmittag und eine Nacht Gast des Weinguts Muster in Gamlitz in der Steiermark zu sein. Und dort durfte ich dann unter Anleitung von Angelika Sternat die aktuellen Jahrgänge des Sortiments verkosten.

Doch eins nach dem anderem:
Unsere Ankunft in Gamlitz hätte nicht besser sein können: bei strahlendem Sonnenschein und weit über 20° wurden wir von Angelika, die seit ca. einem Jahr im Weingut ist und dort mit für das Marketing und Public Relations verantwortlich ist, in Empfang genommen und auf die Terrasse des Haupthauses geführt, wo wir Platz nahmen und uns bei ein bisschen Small Talk akklimatisierten, bevor wir ein wenig über das Weingut selber und den Jahrgang 2020 erfuhren.

Um die Jahrtausendwende übernahm Reinhard Muster von seinem Vater und Onkel das Weingut, gründete dann die Marke „Muster.gamlitz“ und baute dann in den kommenden 20 Jahren kontinuierlich den Betrieb aus, sei es in Bezug auf Rebfläche (von 8ha auf 57ha), in Bezug auf die Qualität der Weine, nationale und internationale Präsenz (analog oder digital: vor zwei Jahren gab es eine neue Website plus Webshop) oder aber auch auf die Vielfältigkeit des Sortiments.
Denn es gibt nicht nur Wein, sondern auch Brände und – seit kurzem – Vermouth.


Der Jahrgang 2020 wurde dann gleich mit der Verkostung der Klassik-Linie vorgestellt, und gerade hinsichtlich des Herbstes fiel hier des Öfteren das Wort „illyrisch“.
In der Steiermark bedeutet das, dass es bis in den Oktober hinein tagsüber schön warm war und es in der Nacht abkühlte. Die so entstehenden Temperaturunterschiede sorgten für eine späte Reife der Trauben; und in den Weinen macht sich das durch ein sehr expressives Bouquet bemerkbar. Alle Weine auf der Einstiegsebene rufen einem quasi aus dem Glas ein „Hier bin ich!“ entgegen, verführen mit viel Frucht und ätherischen Noten. Vorneweg marschiert hier der 2020er Gelbe Muskateller mit viel exotischer Frucht, Holunder und floralen Anklängen von Orangen- und Rosenblüten.

Insgesamt kann man von den rein im Stahltank ausgebauten Weinen sagen, dass sie durch und durch Spaß machen: das Bouquet wird auf der Zunge kraftvoll vorneweg getragen und im Abgang frisch und kühl von einer salzig-mineralischen Linie abgeschlossen. Dabei leben sie von einem mittleren Körper und einer festen, aber nicht rigiden Struktur. Sie halten durch und durch eine tolle Balance!
Als Fazit kann man festhalten: man macht definitiv nichts falsch, diese Weine machen einem das Leben leichter.

Bleiben noch die Lagen-Weine; in diesem Fall der Chardonnay und der Sauvignon blanc Sauvignon Blanc aus der Lage Grubthal, die Spitze aus dem Hause Muster. Und diese Spitze ist durchaus das Höchste der Gefühle!
Beide Weine beginnen mit den kräftigen Aromen aus dem Holzfassausbau, dann hebt sich langsam und bedächtig der Vorhang für die Frucht. Der Mundraum wird erst einmal voll ausgekleidet, der cremige Körper strahlt Charme aus. Und wieder einmal diese mineralisch-salzige Linie im Abgang, die man mittlerweile als das steirische Markenzeichen des Weinguts betrachten könnte. Natürlich dürfen bei aller Gemeinsamkeit die beiden Rebsorten ihr eigenes Profil entwickeln, der Chardonnay seine tropisches, der Sauvignon Blanc sein „grünes“ Gesicht zeigen.

Und auch wenn eine Verkostung durch das gesamte Sortiment eine Menge Spaß macht, macht die Kür nach der „Pflicht“ immer noch ein bisschen mehr Spaß. Denn jetzt kommt man in den Genuss von Weinen, die man sonst wohl nie probieren könnte oder dürfte. In diesem Fall ging es um gereifte Jahrgänge einzelner Reverenz- und Lagen-Weine.
Hier möchte ich vor allem den 2011er Sauvignon Blanc Reverenz und den 2013er Chardonnay Grubthal hervorheben. Beide zeigen wunderbare Reife, deuten aber auch an, dass sie noch lange nicht am Ende sind. Der Sauvignon zeigt neben der Stachelbeere und dem Holunder schöne Aromen von Marzipan und Mohn, der Chardonnay wirkt alles in allem wie eine Renaissance-Statue, so gut gebaut kommt er daher.

Als abschließendes Fazit kann ich festhalten, dass es Reinhard Muster und seinem Team durch die Bank gelingt, eine Philosophie und eine Linie in die Weine zu bringen, die für jeden – egal ob Profi oder Laie – sofort erkennbar ist und das Terroir der südlichen Weinstraße der Steiermark schön widerspiegelt. Vielleicht hat der 2020er Jahrgang nicht die Bewertungen wie noch 2019, aber das tut dem Charme nichts ab, das kann man getrost ignorieren. Auf jeder Qualitätsstufe sind die Weine ihr Geld wert!

Bleibt noch zu erwähnen, dass das Weingut seit Neuestem auch Hotelzimmer im Angebot hat, die ebenfalls einen besonderen Charme bieten. So konnte ich vor Ort ganz entspannt den Tag ausklingen lassen, die probierten Weine nochmal Revue passieren lassen, ganz einfach die tolle Atmosphäre und Landschaft in mich aufnehmen, sowie uns für die entgegen gebrachte Gastfreundschaft bedanken.

Das Weingut Muster ist somit erst Recht ein Reise wert!

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