Château Belgrave

Im südwestlichen Frankreich liegt an den Ufern der Flüsse Gironde, Dordogne und Garonne das Weinanbaugebiet Bordeaux. In eine Vielzahl von Gebieten ist das Bordelais nochmals unterteilt, eines davon ist das Médoc, in dessen Grenzen sich die AOC Haut-Médoc befindet. Man spricht bei dieser Appellation von einer linksseitig gelegenen, da sich das Haut-Médoc am linken Ufer der Gironde befindet. Wenn man auf der D101, vom Städtchen Saint-Laurent-Médoc ausgehend, in Richtung des Flusses fährt, passiert man die Einfahrt des Château Belgrave rechterhand, und gleich die nächste Einfahrt ist die des Château Lagrange, allerdings schon auf der Gemarkung der Gemeinde Saint-Julien-Beychevelle. Die beiden Weingüter trennt nur die Gemeindegrenze und ein kleines Flüsschen.

Château Belgrave selbst wurde während der Regentschaft von Ludwig XV. als Jagdschlösschen gebaut. Es wird vermutet, dass der Erbauer ein englischer Adeliger war und sich der Name eher vom englischen Belgrave Square ableitet, als vom französischen grave, was so viel wie Kieselstein bedeutet. In jedem Fall ist der Name treffend gewählt, denn der Boden um das Anwesen weist tatsächlich eine dicke Kiesschicht auf. Die beiden Anhöhen, auf denen in einer 60 Hektar messenden Parzelle die Reben von Belgrave wachsen, besitzen am oberen Punkt unter der Kiesschicht einen lehmig-kalkigen Unterboden. Die Kiesschicht wird am Fuße der Anhöhe dünner, und der Unterboden ist sandiger. Durch die daraus resultierende bessere Drainage wird auf diesem Boden Merlot (40% der Reben) angebaut, der Cabernet Sauvignon (49%), der Cabernet Franc (8 %) und der Petit Verdot (3 %) dagegen auf dem schwereren Boden auf den Anhöhen.

Interessanterweise wurde der Weinbau auf Belgrave erst um 1845 vorangetrieben, als unter dem Besitzer Bruno Devèz eine Kellerei entstand, die mit den notwendigen Gerätschaften zur Weinbereitung ausgestattet war. 1855 wurde Château Belgrave als Cinquième Grand Cru Classé eingestuft. Der nächste Besitzer, ein Herr Albert Spée, übernahm das Weingut Ende der 1920er Jahre in ungünstigen Zeiten. Durch die Weltwirtschaftskrise und den zweiten Weltkrieg sank das Niveau der Belgrave Weine. Unter derèide von Monsieur Gugès, der Belgrave beinahe 20 Jahre führte, stabilisierte sich die Qualität zwar, fand aber nicht zu alter Größe. Als Gugès starb, trugen auch die nachfolgenden Erbstreitigkeiten nicht zur Qualität der Weine bei. Erst als sich die Erben 1979 für einen Verkauf an die Groupe Crédit Mutuel entschieden, kam wieder Leben in die Entwicklung des Weingutes. Die Bank wandelte das Unternehmen in eine Gesellschaft um und verkaufte die Anteile. Die Pacht übernahm das in Bordeaux ansässige Weinhandelshaus Dourthe.

1982 wurde der Gärprozess auf Edelstahltanks umgestellt. In den 1990er Jahren war bereits eine Verbesserung des Niveaus festzustellen. Ab 2000 gibt es gute bis sehr gute Bewertungen in der Fachwelt. Dies ist dem Hinzuziehen von Experten wie dem Önologen Michel Rolland (Keller) und Professor Alain Reynier (Weinberg) zu verdanken, die Maßnahmen wie Neupflanzungen, Ertragsreduktion - Belgrave produziert 30 Liter pro Hektar – und Neuerungen im Keller anstießen. 2004 kamen 37 Edelstahltanks hinzu, davon 14 mit eingebauter Pigeage. 2012 folgten drei kleinere Tanks. Außerdem wurden die Keller supermodern renoviert und ein heller Empfangs- und Degustationsraum gebaut. Seit 1987 stellt Belgrave einen Zweitwein her, den Diane de Belgrave in Anlehnung an die Ursprünge des Weingutes als Jadgschloss. Unter dem neuen Management Team produziert das Weingut heute 360.000 Flaschen Wein jährlich. Davon entfallen gut zwei Drittel auf den Grand Vin Château Belgrave und etwa ein Drittel auf den Zweitwein Diane de Belgrave.

Gegründet: 1845 als Weingut
bewirtschaftete Fläche: 60ha
Besitzer: Credit Mutuel
Webseite: www.dourthe.com
Anschrift: , FR 33112 Saint-Laurent Médoc