Bordeaux - der Jahrgang 2016

29.05.2017

Messen > Bordeaux en primeur

Es muss grauenhaft, fast apokalyptisch gewesen sein: die ersten 6 Monate des Jahrgangs 2016. Es goss wie aus Kübeln und das am laufenden Band. Die Tiefdruckgebiete beutelten die Weinregionen des Bordelais mit einer Vehemenz, dass es erstaunlich ist, dass man nichts von suizidalen Tendenzen unter den Winzern hörte. Die Weinberge müssen streckenweise unter Wasser gestanden haben, die Winzer, die sich für Biodynamie interessierten, rückten rasch wieder von diesem Interesse ab und spritzten was das Zeug hielt.

Und dennoch hatte Fortuna mehr als einmal ein Auge auf Bordeaux. Das erste Mal Ende März, die Stöcke waren noch nicht ausgetrieben und die erste grauen Haare wuchsen, da man fürchtet, die Triebe könnten unkoordiniert schießen, um dann bei einem der gefürchteten Spätfröste die jungen Köpfe hängen zu lassen (so wie Anfang Mai 2017 übrigens – wir kommen später nochmal zu diesem Thema). Doch dann kam ein formidabel warmes Wochenende, dass die Winzer erlöste: am 27 und 28. März trieben die meisten Reben extrem homogen aus und die erste Hürde war genommen.

Und dann? Regen – ohne Unterlass. Mutter Natur würzte das ganze Debakel noch mit dem ein oder anderen Hagelfall und Bordeaux sah sich bereits auf das nächste 2013 zuschwimmen – im wahrsten Sinne des Wortes. Das Ganze hielt bis Anfang Juni so an und es ist anzunehmen, dass nicht nur der Verbrauch von Spritzmitteln gegen Pilze sondern auch der Antidepressivaverbrauch im Postleitzahlgebiet 33 Frankreichs deutlich anstieg. Und hier kommt Fortuna – oder wer auch immer es war, der da ein Auge auf das Weingebiet an der Gironde hatte – wieder ins Spiel: just als die Rebblüte ansteht, reißt der Himmel auf und schickt Sonne und Wärme. In den ersten beiden Juniwochen bilden mehr als ¾ aller Reben in Bordeaux ihre Blüten aus. Dank der angenehmen Temperaturen und des ruhigen Frühsommerwetters in dieser Zeit kommt es zu einer hervorragenden Befruchtung – so war wenigstens die Menge gesichert. Und dann….richtig…Regen. Allein bis Mitte Juni sollen an manchen Orten 100mm Regen pro Quadratmeter gefallen sein – im Mittel sind es 60mm im ganzen Monat.

Licht am Ende des Tunnels: ab Ende Juni wurde es tatsächlich Sommer. Die Regenfälle ließen nach und die Temperaturen krochen auf ein sommerliches Niveau, aber von da an war es nur noch trocken. Völlige Verwirrung, kein Tropfen Regen mehr, stattdessen Sonne ohne Unterlass. Die Reben hatten für den Anfang ja genug Wasser – plötzlich war der viele Regen zum Segen geworden. Aber – der Bordelaiser Winzer war inzwischen wahrscheinlich zum Petrushasser und Paranoiker geworden – wusste nicht genau, ob er sich auf diesen Sommer überhaupt verlassen konnte. Sprich Blätter runter machen, falls es wieder feucht würde und somit für bessere Belüftung sorgen oder Blätter dran lassen, falls der Sommer hielt und die Trauben Schatten brauchten. Wie sich herausstellen sollte, hatten die gewonnen, die die Blätter ließen, wo sie hingehörten – am Rebstock. Denn es blieb warm, trocken und sonnig.

Die Niederschläge lagen plötzlich deutlich unter dem Durchschnitt, den Juli verkrafteten die Reben noch recht tapfer, ab August wurde es langsam kritisch, gerade für junge Rebanlagen. Hinzu kam, und damit sind wir wieder bei der Frage, Blätter runter oder Blätter dran lassen: im August strahlte die Sonne deutlich mehr als normal – fast ein Drittel mehr Sonnenstunden als im Schnitt. Was den Mitteleuropäer im verregneten Frühling 2017 wie ein Segen erscheint, war für alle, die ihre Reben entblättert hatten, eine ernsthafte Bedrohung. Die Trauben begannen Sonnenbrand zu bekommen. Und dennoch – Fortuna zum x-ten Mal – verlief die Färbung der Beeren Ende Juli / Anfang August genauso homogen über das gesamte Gebiet, wie bereits die Blüte gewesen war. Alles sehr eigentümlich, so manch ein Winzer wird gedacht haben: Erfahrung mit dem Wetter, pfff, kein Verlass mehr – kommt eh wie’s kommt.

Noch ein wichtiger Punkt, für das, was den Jahrgang durchaus außergewöhnlich macht: die Tag-und-Nacht-Unterschiede der Temperaturen. Es soll, so wurde berichtet, Nächte mit 20 Grad Unterschied zum Tag gegeben haben – und die schmeckt man durchaus. Denn das aromatische Spektrum vieler Weine ist sehr breitfächrig und feingliedrig.

Weiter im Text; oder im Kalender. Die ersten Weissweine wurden bereits Anfang September gelesen – und auch das schmeckt man ihnen an: es war zu heiß für die Weißen, es mangelt meist an Rasse und Säure, viele sind breit und platt.

Der nun sehr ausdauernd anhaltende Sommer wurde so langsam zur Gefahr für die Reben– auch für die älteren Anlagen, die ersten Stöcke begannen wohl bereits Blätter zu werfen, ihren Stoffwechsel zu dimmen, als wer auf der meteorologischen Bühne erscheint: Fortuna mit einem kräftigen Regenguss. Ich hörte Worte wie der „heilige Regen vom 13. September“ – die Franzosen sind bei der Heiligsprechung flott oder doch religiöser, als sie es gern zugeben. Sei’s drum, der heilige Regen rettet den Jahrgang wohl endgültig – wäre er nicht gefallen, hätten wir wohl mit breiten, barocken und wenig haltbaren Weinen à la 2003 rechnen dürfen. Die paar Milliliter Niederschlag des „heiligen Regens“ konservierten nun aber Frische und Säure in den Weinen und es entstand das, was wir Anfang April 2017 probieren durften.

Nun bin ich in der Regel nicht der Freund von diesen „Vintage-Reports“, schließlich bin ich Weinhändler und weder Biologe noch Meteorologe. Aber die Ereignisse dieses Jahrgangs wurden mir derart beeindruckend und plastisch beschrieben, dass es fast wie ein Krimi wirkte, was da letztes Jahr geschah. An dieser Stelle vielen Dank an Jan und Florian Thienpont für die mitreißenden Schilderungen. Man denkt ja immer, ach Bordeaux, eh alles Technik und egal was da am Stock hängt, für 80EUR die Flasche werden die schon was anständiges zaubern – 2016 muss aber wirklich eine Grenzerfahrung gewesen sein, die alle an eben selben brachte und aufzeigte, dass wenn der Weinberg absäuft, im Keller auch nichts mehr zu holen sein wird. Und wenn Bordeaux irgendetwas nicht gebrauchen konnte, war es ein Jahrgang wie 2013.

Kommen wir also zu den Verkostungen. Was im letzten Jahr eine Art glamouröses Schaulaufen spätrömischen Ausmaßes war, verlief in diesem Jahr deutlich basaler – fast schon anständig, auf professionellem Niveau ohne Distraktion. Wer will es dem bordelaiser Zirkus verdenken, dass er nach dem anstrengenden Meteo-Terror des Jahrgangs 2016 keine Zeit hatte, sich um schuhputzende Jünglinge zu kümmern – mich beeindruckt dieses Erlebnis aus dem Vorjahr noch immer, wie Sie merken. Stattdessen schienen die schlaflosen Nächte noch immer Vielen in den Knochen zu stecken und der ein oder andere rieb sich noch immer täglich die Augen, ungläubig, dass es final gelungen war, aus einer 9 monatigen Geisterbahnerfahrung tolle Weine zu kreieren.

Als Einleitung könnte man vielleicht sagen: rechts gut bis super, links, ab der Mitte toll und je weiter man nach Norden kommt, umso besser. Sauternes gut, Barsac besser. Eigentümliche Überraschungen in der Mittelklasse, die Oberklasse oft nicht so „ober klasse“ oder nicht sonderlich weit vom Mittelfeld entfernt. Und eine sinnfreie Info zum Schluss: Latour war toll, aber was nutzt das schon.

Die Verkostungen

Wie immer begann der Reigen in Pomerol – Traditionen soll man nicht brechen. Nachdem wir den 800km jungen Leihwagen auf der Hinfahrt zu Chateau La Point durch die Bekanntschaft mit einer älteren, französischen Dame aus seinem Leben befördert hatten und – zum Glück alle unverletzt - ein neues Fahrzeug bestiegen hatten, gelangten wir endlich auf der UGC-Verkostung an. Ich bin ja nicht als bekennender Pomerol-Fan bekannt, aber huch, hier waren erstaunlich viele Weine dabei, die wahrlich gut schmeckten. Man könnte die Weine grob in zwei Gruppen einteilen: burgundisch und eher schlank auf der einen Seite, wuchtiger und dunkelfruchtig auf der anderen Seite.

Auf der dunklen Seite der Frucht, würde ich meine Favoriten bei
- La Pointe und
- Gazin,
- La Grave,
- Latour a Pomerol,
- Certan de May,
- La Fleur Petrus und
- Trotanoy suchen.

Auf der rotfruchtigen Art des Spiels vielen mir nur zwei Weine besonders ins Auge:
- Plince,
- Vieux Chateau Certan.

Das soll natürlich keine komplette Übersicht sein.

Clinet spaltete beispielsweise die Empfindungen deutlich: zwar hat der Wein sehr viel Stoff, Saft und Power, wirkte dann aber im Muster hinten etwas stark gezehrt, ruppig und uncharmant, was schade war, denn bis zum Beginn des Abgangs schien alles formidabel.

Was ebenfalls auffiel war das gute Abschneiden vieler Moueix Weine, die wir am späten Nachmittag verkosteten. Im Vergleich zum 2015er, als die Weine aus diesem Haus mehrheitlich durch Ihre Tanninkraft strotzten, brachten sie in diesem Jahr oft noch ein herrliches Fruchtspektrum mit, das gut im Verhältnis stand. Mir kam es fast vor wie eine Melange aus 2012 (viel Frucht und Wärme) und 2015 (viel Tannin und eher kühle Aromatik). Es hat wirklich Spaß gemacht, die Moueix-Weine in diesem Jahr zu verkosten.

Vieux Chateau Certan: auf hohem Niveau gejammert, könnte man sagen, weniger Abstand zu den anderen als in anderen Jahren. Zwar präsentierte der Wein die typisch aristokratischen Züge wie immer, aber es schien ein wenig, als hätten das auch andere gekonnt in ihre Muster verpacken können. VCC hingegen fiel durch extreme Feinheit, ganz sanftes, katzenartiges Auftreten auf, welches dann aber doch von einer herzhaften Struktur und würziger Länge gefolgt wurde. Es schien ein Spiel der Sinne zu sein, dass die Familie Thienpont hier auf der Zunge inszeniert hatte, ein Wechsel aus Sanftheit und Kraft, aus Milde und Dichte. Sehr schön in jedem Fall.
Alles in allem halte ich Pomerol in 2016 für sehr gut gelungen – dem 15er durchaus überlegen.

Auf nach St.-Emilion zur UGC-Verkostung – in diesem Jahr wiederrum auf Couspaude, das mit seinem Eiche-rustikal-Stil und seiner rauchigen Kaminatmosphäre noch immer keinen so richtig guten Verkostungsraum abgibt – dafür der silbernen Glitzertierezoo auf dem Hof durchaus erweitert worden.

Dank der Mietwagenmisere am Morgen hatten wir leider keine Zeit zum Mittagessen und die geplante Verkostung bei de Boüard (Angelus & Co.) mussten wir leider auch fallen lassen. Sei’s drum. Im Gesamt kann man sagen, dass hier viel versucht wurde und es manchmal gelang, manchmal aber auch ziemlich daneben gegangen ist. Die Weine waren zwar wiederholt nicht so extrahiert, wie sie es noch vor 2014 waren – das scheint sich also zu etablieren, aber oft doch an die Grenzen getragen.

Ein herrliches Beispiel dafür ist Troplong Mondot. Der Wein war von Anfang bis Ende ein einziger Grenzgang: fette beerige Frucht, der Extrakt fast schmerzhaft, vom Holz getragen, wogegen die nun wollüstig wirkende Kirschfrucht ganz schön kämpfen muss und mit Ach und Krach gewinnt. Die Säure ist da, aber ziemlich gut kaschiert, die Länge ist gut bis sehr gut und doch endet der Wein hinten mit einem bitteren Schwänzchen und etwas Alkohol. Da schieden sich die Geister.

Gefallen hat aber durchaus:
- Pindefleurs,
- La Serre,
- La Dominique,
- Canon la Gaffeliere (auch wenn ihm hinten ein wenig die Puste ausging und der Druck fehlte),
- Quintus,
- Soutard (aber auch so ein Geistesspalter),
- Belair-Monange,
- Tertre Roteboeuf.

Auch hier fielen die Moueix-Weine positiv auf, wenngleich nicht so massiv wie im Pomerol.
Cheval-Blanc? Nun, schlecht nicht, klar nicht. Aber ähnlich wie VCC, auf leisen Sohlen, ein süßer Cabernet Hauch umfängt die Zunge, die Tannine sind freilich extrem poliert, geben dennoch einen straffen Rahmen, schön in der Balance, aber und das unterscheidet ihn vom Vieux Chateau Certan, wenn man die beiden denn überhaupt vergleichen darf, es fehlt dieses Spiel, das Anschleichen und Verstecken, der Wechsel zwischen Kraft und Ruhe. Und natürlich ist er lang, sehr lang sogar, aber mir ein bisschen einfach strukturiert für die Preisklasse. Ein Phänomen was sich wiederholen wird – zu hohe Erwartungen?

Der Verkostungs-Tag endet auf Tertre-Roteboeuf. Francois Mitjavile, typisch im Künstlerschal und ein wenig vergeistigt. Durch die Verkostung – wir hatten auch die Möglichkeit, die 15er nochmals aus den Fässern nachzuverkosten – führte seine Tochter. Neben dem heiklen Thema BASF und Roundup – war keine gute Idee, das anzusprechen – verkosteten wir einen DER Weine des Jahrgangs: eben Tertre Roteboeuf. Von meisterlicher Hand wurde einer der durch alle Phasen des Geschmacksempfindens präzisesten Weine präsentiert. Wohlig und warmherzig, die Komponenten Frucht, Holz, Säure und Tannin auf das Eleganteste auf ein abgestimmt. Dabei saftig und labend, nichts Störendes zu finden – naja, der Preis vielleicht. Chapeau vor dem Maitre.

Am kommenden Tag ging es bei Kaiserwetter – es muss den Winzern wie Hohn vorgekommen sein, die ganze Woche strahlendes Wetter und alle klagen über Weinberge, die nahezu nur per Schiff erreichbar waren – ans linke Ufer.
Die UGC-Verkostung von Saint Julien auf Talbot war der erste Tagesordnungspunkt. Um es kurz zu machen: St. Julien dürfte die schwächste Appellation 2016 gewesen sein – hier sind sich 2015 und 2016 einig. Die Favoriten: Gloria, Talbot, Beychevelle, Leoville Barton, Leoville Poyferre – viele der anderen sind inzwischen ja aus dem UGC-Verkostungszirkel ausgestiegen. Allen war eins gemein – die Frucht hatte es oft schwer mit dem straffen Tannin, wurde arg bedrängt von den Gerbstoffen und die wenigsten Weine waren wirklich herausragend – jedenfalls im Vergleich zu den Wettbewerbern anderer Gebiete.

Direkt auf dem Chateau haben wir noch die drei Weine von Ducru Beaucaillou verkostet. Allen war gemein, dass sie ernsthafter waren als in den Jahren zuvor, weniger auf Pop getrimmt. Ich habe diese Stiländerung nicht unbedingt als Profilverlust wahrgenommen – im Gegenteil. Etwas weniger Verspieltheit stand allen drei Weinen sehr gut, wenngleich der Borie-Stil noch immer deutlich zum Tragen kam.

Weiter nach Pauillac – Chateau Batailley hielt in diesem Jahr die UGC-Verkostungen von Pauillac und St. Estephe, wenigstens letztere Appellation war ja schon bevorlorbeert. Wir waren gespannt, was dran war. Und es war etwas dran, die Dichte an ausgezeichneten Weinen war sehr hoch. Überraschender Weise in beiden Appellationen.

Die Favoriten aus Pauillac:
- Croizet-Bages,
- Grand Puy Lacoste,
- Clerc Milon,
- Lynch Bages,
- Pichon Comtesse – und dann die Weine -für die oberen 10.000; sprich
- Lafite,
- Mouton,
- Latour – aber letztere sind wohl gesondert zu betrachten.

Allen gemein war, dass Sie erstaunlich viel Druck auf die Zunge brachten, aber nicht anstrengend wirkten. Es war in allen genannten gelungen, die Frucht zu bündeln, in eine herrliche Struktur zu rahmen und mit einer frischen, entweder den Verkoster und/oder den Wein belebenden Säure zu versehen. Dabei schien alles so verdammt präzise aufeinander abgestimmt, dass man glaubte, man habe es mit Hexerei zu tun. Großes Bordeauxkino in einer Art, die es lange nicht gegeben hat und in einer homogenen Ausprägung, die auch mindestens 6 Jahrgänge zurückliegt. Herrlich. Selbstverständlich gibt es zwischen Croizet Bages und Pichon Comtesse noch deutliche Unterschiede, aber in seiner Klasse war jeder Klasse. Etwas merkantil könnte man behaupten: „hier isch für jeden ebbs dabeiih“. Und freilich, Pauillac ist nicht gerade arm an Grand Crus, gab es auch Weine, die es nicht auf dieses Niveau gebracht haben.

St. Estephe – das Epizentrum des Jahrgangs? In der gleichen, riesig anmutenden Kelterhalle von Batailley fand also auch die Verkostung der Weine statt, die in St. Estephe beheimatet sind und der UGC(B) angehören. Nicht dabei – und das ärgert mich wirklich – Cos d’Estournel. Ärgend deshalb, weil wir auch keine Verkostung auf dem Chateau gebucht hatten und uns damit wohl wirklich etwas entgangen sein wird. Sei es drum, die Favoriten in Kürze:
- Lafon Rochet,
- Ormes de Pez,
- Dame de Montrose,
- Tronquoy Lalande,
- Phelan Segur,
- [Cos d’Estournel,]
- Calon Segur,
- Montrose.

Hier fielen also nur sehr wenige Weingüter überhaupt aus der Wertung von mehr als 16 Punkten.

Der Tag fand seine Fortsetzung in der Verkostung auf Pontet Canet – hier war vergleichsweise der Teufel –sprich viel – los. Die Verkostung an sich war dennoch wesentlich entspannter, als im Jahr zuvor, kein „you are the judge“-Getue und kein „der beste Wein, den ich je gemacht habe“- Gestammel. Stattdessen deutlich mehr Tische im Verkostungsraum, das übliche Pferd, das Märklin-like seine Bahnen durch den Weinberg zieht et fini. Ok, die schrumpfschlauchbekleideten Hostessen in Grau und Schwarz gab es auch noch – aber die hatten viel zu tun. Der Wein war – m.E. – spürbar besser, als der 2015er und wird eine Stange Geld kosten.

Im Anschluss: Verkostung auf Montrose – trotz Blick auf das AKW am anderen Ufer der Gironde, ein weiterer „Wein des Jahres“ – auch der Zweitwein war eine Augen- oder sagt man Zungenweide?! Mit dabei Tronquoy-Lalande, das Schwesterweingut – ebenfalls mit erfolgreichen Verkostungsergebnissen.

Wieder vom Buckel runter, abermals mit einer Träne im Auge vorbei an Cos, ab zu Lafite. Duhart Milon: na, das kennen wir aber besser, was ist hier los? Freilich, kein schlechter Wein, durchaus konsistent auf der roten Frucht, aber mir fehlt eindeutig Tiefe – das konnten einige andere Weine der AC besser, die deutlich weniger kosten.
Carruades, der Zweitwein, ähnlicher Sinneseindruck, etwas mehr Wucht, dafür kürzer empfunden. Die Aromatik ist verkühlt, es fehlt an Herz. Dafür schiebt die Frische gut nach, aber irgendwie wirkt die Gesamtheit belanglos. Schade.
Der Erstwein: selbstverständlich ernsthafter und tiefer als seine zwei „kleinen“ Brüder, aber bei weitem nicht die Begeisterung auslösend, wie im letzten Jahr. Da war mir Lafite vorgekommen wie ein Obstfrachter, so vielfältig und tief war das Spektrum dessen, was er an Aromatik auf der Zunge abspielte. Dieses Mal war er reichlich verschwiegen –wenn auch sehr persistent auf der Zunge, hat sicher seine Klasse, aber die Tannine fand ich eine Spur zu stumpf für diese Liga. Die gesamte Komposition war nicht sehr beeindruckend. Huch.

Vorletzte Station des Tages: Golfcaddy fahren auf Mouton. Der recht kleine Verkostungsraum, war erstaunlich voll, die Weine, von mir in der Vergangenheit ja häufig ein wenig geschmäht, aber durchaus präsent.

Le Petit Mouton – das kleine Lamm: fürwahr gar nicht so schlecht, in der Nase mehr rot als schwarz, die Aromatik beginnt kühl, öffnet sich dann aber erheblich, schiebt kräftig nach und lässt einen tollen Aromenfächer entstehen. Die Tannine habe ich als etwas spröde empfunden, was bei der Fruchtfülle aber problemfrei bleiben sollte. Je nach Preis – keine schlechte Wahl.
Clerc Milon – ein alter Bekannter von der UGC, der mir hier sogar noch besser gefiel. Die Aromatik des in der Mitte etwas ungestümen Weines öffnet sich minütlich und entwickelt sich herrlich weiter. Gut gemacht.
Und das große Schaf – Mouton Rothschild: Warm, dauerhaft, schon herrlich in seiner Mitte, kleidet den Mund herrlich aus, die Frucht ist eine Spur zu arg in Alkohol gepackt, aber ich glaube, das richtet sich. Der Wein stand noch 10 Minuten später auf der Zunge. Durchaus tolles Tennis auf der Schäfchenwiese.
Eins aber noch: der Weisswein. Oh Mann, ich fürchte es gibt Sauvignons für 15 Euro, die mehr können – Finger weg. Sorry.

Letzte Runde für diesen Tag – eine Überraschung der Reiseleitung, ich wusste nichts von der Anmeldung und habe mich bis zum Schluss illegal gefühlt, man kann offensichtlich auch mit ostdeutschem Fluchtinstinkt im Blut, gute von schlechten Weinen unterscheiden: Chateau Latour, the holy grail. Auch wenn uns allen diese Verkostung wahrscheinlich wenig bringt – Latour nimmt nicht mehr am en Primeur-Zirkus teil und wir werden, wenn überhaupt, in einigen Jahren an diesen Wein kommen und ich werde ihn mir nicht leisten könne (letztes Release war im März 2017 der 2005er @ etwa 1000EUR pro Flasche) – so war es ein riesiges Erlebnis. Verkostet wurden 6 Weine – ist ja eh schon mal eine Show. Der Drittwein 2016 und 2012, der Zweitwein 2016 und 2011, der Erstwein 2005 (siehe oben) und 2016. Mit uns verkosteten zwei kuriose Britten in abgeschafften Barbourjacken.
Ich schieße hier meine Verkostungsnotizen – ich habe dieses Jahr erstmals mit Evernote auf meinen Telefon notiert – einfach rein und korrigiere auch nicht Groß- und Kleinschreibung:

- Pauillac de latour 16: das kann erstaunlich viel.würzig, tolle Nase, sanft wie ein schlafender Riese, dennoch frisch.schiebt hinten nochmal ordentlich nach.alles blaubeerig gehalten.
- les forts de latour 16: edles herrenparfüm,adlige attacke, etwas Tabak, sanft, lang, mundfüllend.
- latour 16: unglaubliche Kraft, keine alkoholischen Ansätze, minutenlanges finish tannine wie gemalt, wohl vorhanden, aber perfekt balanciert.
~~~
- pauillac de latour 12: ganz anders Kaliber, in der Nase animalische Töne, Leder.im Mund deutlich straffer, dabei sehr kultiviert.selten einen schöneren Pferdearsch geküsst.
-forts de latour 11: kunterbunte frucht, noch etwas auf der Säure und nicht so entwickelt wie der Vorgänger, viel frische Säure, sehr crisp.tannine reif, zart poliert und dennoch genau am richtigen fleck.
- latour 05: schon recht weit, durchaus trinkbar, keine alterung, Säure noch vorhanden, tannine noch lebendig, wein noch in vollen Leben.


Der dritte Verkostungstag – Margaux und Graves/Pessac

Wenn man schon Margaux verkostet, kann man auch AUF Margaux anfangen. Gesagt getan. Die Verkostung wurde von einem Mitarbeiter gehalten, der wohl noch bis Mitte 2016 in den USA gearbeitet hatte, davor aber schon auf Margaux. Es war wenig vom Pomp der letzten Jahre – dreisprachige Verkostungen, junge, schöne Menschen in schicken Anzügen und Sprüchen wie heute ist der Zweitwein so gut, wie der Erstwein 1982– es stand eben dieser Mann, dessen Namen ich vergessen habe in seiner Parka-ähnlichen Jacke vor uns und betete die Schwierigkeiten des 2016er zum wiederholten Mal vor.
Pavillon Rouge: viel Cassis, Tannin etwas arg straff, cabernetlastig auf der Zunge, Gesamtlänge etwas kurz, wieder ein Huch, dafür keine Jubelchöre, etwas herzlos das Ganze. Die Säure war recht dominant, auch wenn der Wein keinen unreifen Eindruck macht. Etwas verstohlene Blicke – versteh ich es mal wieder nicht?
Chateau Margaux: bisher hat mich an den Margauxmustern immer die burgundische Sanftheit, ihre Ruhe und Konzentration beeindruckt, die mit dem englischen Wort „outstanding“ wohl sehr gut umschrieben war. Nur wo war die hier? Der Wein hat mehr Cabernet denn je (94%), mag sein, dass es daran liegt, dass er deutlich straffer und maskuliner daher kam, als erwartet. Und sicher sind die Tannine perfekt verschliffene Planken an denen sich die Weinstruktur richtet, dennoch, so fand ich, hätte hier durchaus nochmal einer mit einem 400er Schleifpapier beigehen können. Es holpert hier und da, auch die Länge beeindruckte nicht dergestalt wie bei anderen Premiers oder anderen Jahrgängen.
Und zur Erfrischung ein Glas Pavillon Blanc: in der Nase viel Exotik, aber wenig Sauvignon Blanc. Die Frucht ist knackig und von einer spiralierenden Säure umfangen, wenig spürbarer Holzeinsatz. Soweit ein netter Wein, easy drinking, aber zu dem Preis? Ich glaube, es war der erste Jahrgang, bei dem ich keinen Schluckreflex empfand.

Wir verließen Chateau Margaux etwas nachdenklich und fuhren nach Kirwan. UGC-Verkostung für die AC-Margaux. Bei der Anfahrt begegnet uns ein Trupp Feldarbeiter – ich war überrascht: nicht wie sonst in Europa sind hier Rumänen, Bulgaren und Polen am Werk, die Jungs waren eher aus dem Senegal und beäugten die anreisenden Heerscharen Weinkundiger aus aller Welt eher etwas skeptisch unter ihren turbanartig geflochtenen Kopfbedeckungen.

Sei‘s drum, Margaux, letztes Jahr eine vielgepriesene Anbauregion, was konnte sie in 2016? Wenn ich heute durch meine Verkostungsnotizen lese, waren die Weine oft verschwiegen, von arg strengem Tannin geprägt und es fehlte den meisten an Frucht und Herz. Ausnahmen und damit Favoriten:
- Malescot,
- Ferriere,
- Brane Cantenac,
- Issan,
- Prieure Lichine.
Ups. Das ist nicht viel – des einen Freud des anderen Leid.

Da wir noch etwas Zeit hatten, machten wir bei einem Negociant im Medoc halt was uns die Möglichkeit gab, viele Sauternes und hauptsächlich viele der „kleinen“ Weingüter des Medocs zu probieren: Chasse Spleen, Poujeaux und Co. Dies erwies sich im Nachhinein als sehr wertvoll, da viele dieser Weingüter hervorragende und für das Preisniveau wirklich realistischen Weine produziert haben – so Bordeaux zum Trinken quasi. Cantemerle, Beaumont, Cambon la Pelouse seien hier als Vertreter einer Riege benannt, die zwar regelmäßig gute Qualitäten abliefern, in diesem Jahrgang aber wirklich herausstechen, was Preis-Leistung angeht.

Was die Süßweine betrifft, so kämpfte Sauternes damit, dass die Botrytis sich nicht so richtig bilden wollte – es war gemeinhin nass zu Beginn des Jahres, es gab aber gerade zum Ende der Wachstumsperiode eben benannte Trockenphasen. Ich habe daher viele der Sauternes als recht klobig und breit empfunden, oft fehlte ein wenig die Frische und die von mir durchaus sehr geschätzten botrytischen Noten waren meist nur recht „faible“. Sicher gibt es Ausnahmen, Guiraud, Laufaurie-Peyraguey, aber die Barsacweine haben mir besser gefallen, da sie sich mehr im Gleichgewicht zwischen Süße und Säure befanden und mehr Spannung aufbauten.

Als letzter Punkt der Reise stand nun noch Graves und Pessac-Leognan auf dem Plan und unser nächster Termin war auf Haut-Brion. Damit hätten wir dann alle Premiers beisammen. Diesmal im blauen Salon von Mission, wie immer diese klösterliche ora-et-labora-Stimmung, aber die durch die Verkostung führende Dame war recht aufgeräumt und frohen Mutes, sogar ein Scherz dufte hier und da angebracht werden. Der Reigen begann mit den beiden Weinen von Quintus, sprich Saint Emilion, der große durchaus qualitative Oberliga im 16er Jahrgang.
La Chapelle de Mission: sanftmütig und zart. Aber komplett, alle Komponenten bereits am rechten Fleck, würzig im Mittelbau. Etwas kurz vielleicht.
La Clarence de Haut Brion: die Tannine bereits jetzt kurz vor nicht mehr spürbar, rotfruchtig, lang, diskret, nichts ist zu vorlaut, aber es schweigt auch nichts. Ziemlich perfekt in der Balance.
La Mission: kraftvoll und spannungsgeladen, Tannine veloursartig, toll. Hinten allerdings etwas verklemmt – man merkt ihm an, dass da noch viel kommen wird, der Wein aber noch nicht aus seiner Haut kann.
Haut-Brion: es wäre wahrscheinlich schlecht, wenn der Erstwein bereits so abschließend geformt wäre, wie seine kleinen Brüder. Drum tritt er kraftvoll, fast männlich auf, das durchaus mürbe Tannin bedrängt die Frucht aber noch ein wenig, herrliche Mineralität durchzieht den ganzen Komplex, eine Länge bis zurück ins Medoc, die Aromen pendeln sanft hin und her. Hier ein wenig Blaubeere, dort etwas Brombeere, eine Spur Lavendel und etwas Myrrhe – grandios.

Was wenig begeisterte waren die beiden Weissweine. Gute Weine keine Frage, aber – ich sag’s mal brutal – das Geld in diesem Jahr nicht wert. Schade.

Und damit ging es auf den letzten Ritt – die UGC-Verkostung für Pessac & Graves auf Chateau Carbonnieux.

Waren die Weine im letzten Jahr durch recht hohe Homogenität innerhalb der Appellation aufgefallen, war es in diesem Jahr etwas durchmischter und in meiner Wahrnehmung qualitativ auch ein wenig niedriger angesiedelt. Die Weissweine – leider galt die Regel auch hier – waren keine Überflieger. Die Ausnahmen und damit die Favoriten:
- Larrivet Haut Brion,
- Chantegrive,
- Latour Martillac.

Bei den Roten gab es ein paar Spitzen mehr:
- Rahoul (hat man sonst ja nie auf dem Schirm, war eine kleine Überraschung),
- Carmes Haut Brion (nach dem etwas schwächlichen 15er wieder zurück),
- Domaine de Chevalier (gewohnt zuverlässig, würde ich sagen),
- Fieuzal (allerdings mit Fragezeichen, da recht deutlich alkoholisch, was mich oft abhält),
- Latour Martillac (fand ich sehr spannend) und
- Olivier (der aber vor Kraft derzeit auch nicht so richtig weiß, wo er hin soll).

Smith Haut Lafitte nimmt leider nicht mehr an der Sammelverkostung teil. Unsere Vorhut war bereits am Montag bei Haut Bailly gewesen, das sich ja auch seit Jahren nicht mehr an der UGC-Verkostung beteiligt und war voll des Lobes. Das wird also auch noch einer auf der Liste werden. Insgesamt also doch eine stattliche Anzahl an Weinen, die man gern kaufen kann.

Einige Worte zu Sonderthemen.

Die Premier Crus: wenn man davon absieht, dass ich das Getue um diese Weine immer für etwas abgehoben empfinde, so muss man ihnen (den Weinen) auch immer zugestehen, dass sie innerhalb der Klassifikation etwas Besonderes darstellen, das ist Links wie Rechts so und das ist in jedem Jahr so. Scheinbar – und ich sage bewusst scheinbar, denn vielleicht fehlt mir einfach die Erfahrung, um das Große und Ganze zu sehen – gibt es Jahrgänge an denen diese Weine an ihren oder wenigstens meinen Erwartungen scheitern. Sei es, weil die Weine „eins drunter“ sehr nah auf sind oder sei es, weil in guten Jahren eben auch mit dem fünften Sortiertisch nichts Besseres als etwas Gutes herauszuholen ist – die Maschine dürfte einfach nichts mehr zum Aussortieren gehabt haben. Es ist eine witzige Vorstellung, dass Kellertechnik und Geld „sans limit“ in einem schwierigen und gleichzeitig recht durchgehend guten Jahr wie 2016 an die Grenzen des Sinnvollen kommen – oder des Machbaren.
Wenn man jetzt möchte, und in diesem Jahr geht es, weil wir alle Premiers verkostet haben, kann man eine Hierarchie unter den Genossen der ersten Garde bilden. Die würde für mich relativ eindeutig von unten beginnend Lafite, Margaux, Mouton, Haut Brion und Latour heißen.

Der Markt und die Käufer: Es gab neben vielen Europäern, dieses Jahr sehr viele Britten und Amerikaner zu sehen. Ich habe irgendwo gelesen, dass als eine der ersten Konsequenzen des Brexits die Preise für Produkte aus dem EU-Raum recht kräftig gestiegen sind bzw. bis zur Auslieferung steigen werden – man munkelt um die 20%. Das dürfte sich auf die Kauflaune der Engländer wahrscheinlich recht niederschlagend auswirken, wenn es denn stimmt. Es waren überdies wieder mehr Asiaten auf den Verkostungen und, das als kleine Neuerung, viele Russen, die in prächtiger Oligarchenmanier in dicken Autos und mit toll herausgeputzten Damen aufliefen. Ferner und für mich ganz neu, waren Länder wie Bulgarien, Tschechien und Polen vertreten – ein Hoch auf die Namensschildchen.

Die Preise. Man könnte nun meinen, gute Qualität aber auch gute Menge, die Preise bleiben stabil. Nun, leider nicht, wie es scheint. Wie eingangs erwähnt, wurde Bordeaux Anfang Mai von einem herben Frost heimgesucht. Neuerliches Gewinsel aus Bordeaux – Sie müssen 16er kaufen, weil es kaum 17er geben wird. Und so angeheizt und die Frostausfälle eingepreist, steigen die Preise derzeit recht munter. Ich sagte neulich einem Nego am Telefon, dass ich des Frostgejammers leid bin. Schließlich höre man seit Mitte April aus Deutschland auch nichts anderes mehr, der Unterschied sei nur, dass ein Winzer in Baden nicht über Nacht 30% mehr für seinen Wein verlangen könne. Sagt er doch frech: nun Baden und Bordeaux haben eben nur ein B am Anfang gemein. Ganz Unrecht hat er damit nicht – der Winzer in Baden hat auch keine drei Ferraris in der Garage stehen. Und einen entscheidenden Unterschied gibt es freilich auch noch: die Reben in Bordeaux waren, als wir Anfang April 2017 dort waren, schon gute 5-7cm ausgetrieben (es war also bis zu diesem Zeitpunkt recht warm gewesen an der Gironde). Wenn das, plus einen Monat Wachstum oben drauf wegfriert, wächst da nichts mehr nach – die Rebe wird diesen Rückstand mit großer Wahrscheinlichkeit nicht mehr ausgleichen können. In Baden und allen übrigen deutschen Weinanbaugebieten besteht durchaus noch die Möglichkeit, das die Stöcke nochmals treiben – qualitative Einbußen inklusive.
Zum Abschluss der Frostpassage: es gibt auch Momente, da trifft es die Richtigen. Thierry Gaudrie von Chateau Villars hat sich seit Jahren nicht gegen Frost versichert. Offensichtlich ist eine derartige Versicherung sowohl jährlich möglich und zudem noch sehr teuer. Aus einem ihm, Thierry Gaudrie, nicht begreiflichen Grund, hat er sich in diesem Jahr wieder gegen Frost versichert – irgendwas mit Intuition murmelte er.

Die Sub-Kampagne und kaufen oder nicht: die Kampagne an sich verlief bisher recht träge. Es kamen, vielleicht bis auf Cos, nur weniger „wichtige“ Weine heraus. Seit der dritten Mai Woche allerdings gewinnt das Spektakel an Fahrt. Es ist davon auszugehen, – es ist mal wieder ein Jahr mit Vinexpo – dass sich die Kampagne bis Mitte Juni hinziehen wird. Bisher sind noch sehr viele Weine nicht veröffentlicht.

Kaufen? Nun, wenn man die Fachpresse liest, ist 2016 der beste Jahrgang seit mindestens 2010, manche sagen gar 2005. Ist für mich, der 2012 als ersten aktiv-verkosteten Jahrgang miterlebt hat, sehr schwer. Mein guter Freund Dr. Schön, der mich seit Jahrgang 2012 begleitet und selbst seit Jahrgang 2009 nach Bordeaux zum Verkosten fährt, meint, dass der Vergleich mit 2010 durchaus nicht hinkt. Ich für mich kann sagen, es ist der präziseste Jahrgang, den ich bisher verkostet habe – und ja, über weite Strecken auch der Beste. Aber irgendetwas stört mich an der ganzen Sache – ich halte mich inzwischen für einigermaßen abgeklärt, was die bordelaiser Werbetrommel angeht – aber ich habe dieses Jahr nicht einmal das Wort Jahrhundertjahrgang gehört. 2010 war so einer, er war durch alle Appellationen durchgängig von überragender Qualität. Dies war in diesem Jahr augenscheinlich nicht der Fall. Sprich der Logik folgend, muss 2016 schlechter gewesen sein, als 2010 – wie könnte er dann der beste Jahrgang seit 2005 sein?
Wir als Händler werden definitiv kaufen – recht selektiv, was die Jungs und Mädels aus Bordeaux immer nicht so mögen (den hattet Ihr letztes Jahr, den müsst Ihr doch nehmen. Ähm, warum? Hat uns dieses Jahr nicht gefallen…) – aber wir werden sicher recht optimistisch einkaufen. 2016 macht in jedem Fall den Eindruck, ein guter und haltbarer Jahrgang zu sein. Wir werden nicht blind einkaufen. Und Sie: sollten Sie es auf den einen oder anderen Wein fix abgesehen haben, der gut bewertet ist, könnte es ratsam sein, schnell zu handeln. Im Großen und Ganzen ist wohl Menge da, die Chateaux spielen aber arg an der Verknappungsschraube, was den Preis durchaus treiben wird. Ansonsten: abwarten. Das Preisniveau auf dem deutschen Markt ist zwar derzeit – aus Käufersicht – recht angenehm, aber ich spüre keinerlei Run. Das hat also Alles seine Zeit.

Schöne Grüße - Jörg Ilgen

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