Schädlinge im Weinberg: Der Traubenwickler

20.04.2023

Weinwissen > Unnötiges Wissen

Anfang April entdeckt man vermehrt beim Spazierengehen im Weinberg kleine Ampullen auch RAK genannt, die in der Rebzeile hängen.
Wozu dienen die? Ein Schädling der Rebe ist der Traubenwickler, ein Nachtfalter aus der Familie der Wickler. Dieser ernährt sich von den Gescheinen und Trauben, es kann zu hohen Ertragsausfällen kommen. Als Geschein wird im Weinbau der längliche, rispenartige kleine Zweig bezeichnet, der aus einem Auge herauswächst.

Daher versucht man schon früh und ohne chemische Insektizide einen Befall zu vermeiden. In den kleinen Ampullen befindet sich das weibliche Pheromon des Traubenwicklers. Dieses Pheromon dient der Verwirrung. Damit der männliche Traubenwickler das Weibchen nicht findet und somit die Paarung verhindert wird. Die Verwirrungsmethode wird ca. seit den 90er Jahren angewendet. Die Anwendung von Pheromonen ist ein biotechnisches Verfahren. Der genaue Zeitpunkt der Ausbringung der RAK-Ampullen kann über die Temperatur berechnet werden.

Entwicklung Traubenwickler:
Der bekreuzte Traubenwickler (Lobesia botrana) durchläuft verschiedene Entwicklungsstadien. Er überwintert als Puppe am Rebstock. Mitte April fängt der Traubenwickler an zu schlüpfen. Der sogenannte Heuwurmmottenflug beginnt. Der Traubenwickler der ersten Generation legt seine Eier an den Gescheinen ab. Nach zehn bis zwölf Tagen schlüpft dann der Heuwurm. Schon die Larven des Traubenwicklers können große Schäden im Weinberg anrichten. Der Heuwurm frisst sich im Frühling an den Gescheinen satt. Jedes Geschein hat eine Vielzahl an Knospen, aus denen während der Rebblüte einzelne Blüten entstehen. Je nach Befruchtung der Blüten eines Gescheins werden Weinbeeren gebildet, die zusammen dann eine Traube ergeben. Wenn daher mehrere Larven an einem Geschein essen, kann es zu hohen Ertragsausfällen kommen. Wenn der Heuwurm schlüpft ist er ca. ein Millimeter groß, durch mehrmaliges häuten wächst er bis auf 25 Millimeter heran. Nach einigen Tagen, wenn er sich statt gefressen hat, verpuppt er sich.

Ende Juni Anfang Juli beginnt der Mottenflug der zweiten Generation mit dem sogenannten Sauerwurm. Der Sauerwurm ernährt sich von den noch sauren Beeren und höhlt diese komplett aus. Durch die verletzten Beeren hat der Botrytis Pilz eine gute Chance, die Rebe zu befallen. Der Grauschimmelpilz lässt die Beeren schimmeln, es entsteht ein unangenehmer Geruch nach Essig.

Ausbringung RAK-Ampullen:
Damit die Methode effektiv funktioniert, müssen die Ampullen über eine große Fläche und gleichmäßig aufgehängt werden. Die Winzer schließen sich dabei in der Regel zusammen. Mit einer großen Mannschaft werden die Ampullen meistens in der Höhe der Gescheine von Hand angebracht. Das Verteilungsraster ist eine Ampulle auf 20 Quadratmeter, so wird zum Beispiel bei einem Stockabstand von 1,20 Meter und einer Zeilenbreite von bis zu 1,80 Meter an jeden 4/5 Rebstock und in jeder dritte Rebzeile eine RAK-Ampulle gehängt. Bei einem Stockabstand von 1,80 Meter und einer Zeilenbreite ab 1,80 bis zu 3,0 Meter wird an jedem 3/4 Stock und in jeder zweiten Rebzeile eine Ampulle gehängt.

Am Rand, wie zum Beispiel an Brachflächen oder bei breiteren Wegen empfiehlt es sich, die Ampullen dichter und damit in größerer Menge anzubringen. Die Pheromon-Ampullen bilden einen Duftkegel, dieser kann allerdings durch stärkeren Windeintritt verdünnt werden. Nicht behangene Gebiete rund um die Weinbergflächen können potenzielle Paarungsplätze für den Traubenwickler sein. Um den Einflug von begatteten Weibchen zu verhindern, sollten deshalb auch die Grenzgebiete abgehangen werden. Hier wird eine Tiefe von 30 bis 50 Metern empfohlen. Die Aushängung der RAK-Ampullen hat kurz vor oder spätestens bei Beginn des Mottenfluges der ersten Generation zu erfolgen. Die Aufwandsmenge beträgt 500 Ampullen pro Hektar.

Generell gilt im Pflanzenschutz im Umgang mit chemischen Mitteln die gute fachliche Praxis: So wenig wie möglich, so viel wie nötig.

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