Was passiert auf einem deutschen Weingut: Der Herbst

09.09.2023

Weinwissen > Das Jahr auf einem Weingut

Es ist soweit! Die harte Arbeit über die bisherigen Jahreszeiten trägt jetzt – im wahrsten Sinne des Wortes – Früchte. Nun zeigt sich, ob das Zusammenspiel aus Terroir und Winzerkunst sich in der Qualität der Trauben widerspiegelt. Doch bevor es tatsächlich an die Ernte geht und dem Beginn des Kellerprozesses von der Traube zum Wein, gibt es immer noch ein paar Dinge zu erledigen.

Ein letztes Mal geht man durch die Reben und betreibt eine Grünlese, sprich: Traubenmaterial, das nicht dem Anspruch entspricht und auch keine Chance mehr hat, dahin zu kommen, wird entfernt, damit mehr Energie in die restlichen Trauben geleitet werden kann. Ein weiteres Entblättern hat ebenfalls diesen Hintergrund. Zudem werden die Rebzeilen gemulcht, damit die Erntehelfer einen möglichst einfachen Zugang zu den Reben haben.

Sind diese letzten Schritte bewältigt, dann muss man die Lese organisieren. Einzelne Lagen werden begangen, um zu schauen wie hoch der Druck eines Pilzbefalls sein könnte, ob es Stellen mit Sonnenbrand gibt und natürlich den Oechsle- und Säuregrad der Trauben zu bestimmen. Daraufhin erstellt man einen Leseplan: wann wird welche Parzelle geerntet und von wem (auch hier wird es immer schwieriger gutes und williges Personal zu finden)? Dazu muss man natürlich möglichst alle Eventualitäten (plötzlich auftretender Regen, Maschinenausfall, etc.) im Hinterkopf behalten.

Und kurz bevor es dann losgeht, muss an der „Endstation“ der Trauben natürlich auch alles gerichtet werden: Pressen bekommen eine Endreinigung und werden bereitgestellt, genauso wie Tanks für die Gärung und Lagerung. Mit Schläuchen aller Art verfährt man genauso. Maschinen und Technik werden auf Bedienbar- und Funktionsfähigkeit überprüft. Und eventuell muss man ältere Jahrgänge jetzt abfüllen, um Platz für den kommenden zu schaffen. Und auch aufgrund der letzten Begehungen im Weinberg wird jetzt entschieden, welche Trauben man wie ausbauen will. Hier gibt es sehr viel zu bedenken: benutze ich Zuchthefen, oder lass ich den Wein spontan vergären? Mache ich das im Holz, Stahltank oder Betontank? Reinsortig oder als Cuvée, vielleicht sogar ein Gemischter Satz? Entferne ich alles Grüne von den Trauben, lasse ich ein paar Blätter und Stängel mitvergären? Das sind nur ein paar der Fragen, womit sich Winzer und Kellermeister in dieser Zeit beschäftigen.

Ist dann alles angerichtet, kann es mit dem letzten Schritt eines Weinbaujahres losgehen: die Lese, die Kulmination der landwirtschaftlichen Bemühungen! Je nach Gelände und Philosophie des Weinguts betreibt man diese mit maschinellen Vollerntern oder per Hand, am Tag oder in der Nacht. Das Lesegut wird zum Keller gebracht und dem Plan nach seiner Bestimmung entgegengeführt. Das alles ist sehr Zeit- und Arbeitsintensiv: in einem kleinen Zeitraum muss sehr viel auf einmal passieren, damit alles genau so passieren kann wie geplant, vom Pressen übers Umleiten oder –pumpen bis hin zur endgültigen Lagerung. Man versucht natürlich, sich soweit es geht an den Plan zu haltn, muss aber auch immer flexibel bleiben.

Kurz darauf gibt es schon den ersten Neuen Wein. Und Traubensaft. Eventuell wird alles mit einem Hoffest gebührend abgeschlossen.

Und dann beginnt der Zyklus aufs Neue. Bis dahin genießen wir die flüssigen Früchte aus den Jahren zuvor, lehnen uns zurück, bedanken uns bei den Winzern für diese harte Arbeit und sagen Zum Wohl!

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