Bordeaux 2013 und keine Subskription

11.04.2014

Bordeaux

Bordeaux 2013 und keine Subskription



Was ist, wenn Subskription ist und keiner macht mit? Gar nichts, man verabschiedet sich höchstens von alten Gewohnheiten. In meinen Jahren in der Weinbranche habe ich so manches Hoch und Tief in den bordelaiser Jahrgängen miterlebt: mein erster aktiver Jahrgang war der 1996er, ich konnte nach Chateaunamen kaum zwischen links und rechts unterscheiden; 1997, der erste „runtergeschriebene“ Jahrgang, der eigentümliche Hype um den 2000er, der vergessene 2001er, der untypische 2003er. Ich erinnere mich an den 2008er, zu dem ich nachts in der Studentenbude meiner Freundin auf meinem Minilaptop eine Rezension verfasste und über Nacht fast unglaubliche Umsätze generierte. 2009 und 2010 musste man nicht mehr beschreiben, 2011 und 2012 wollte keiner haben. Und nun 2013!

Schon zu den Verkostungen des 2012ers im April letzten Jahres war die Vegetation weit hinter Plan, wenn man einer Pflanze überhaupt einen Plan angedeihen lassen darf. Der Rest der Vegetationsperiode verlief deutlich suboptimal, zwischenrein noch „ein wenig“ Hagel, Hiobsbotschaften von der Gironde, Ernteausfälle, schlimme Menetekelei.

Dann im Frühjahr 2014 die Entscheidung, lohnt sich ein Aufenthalt zur Verkostung in Bordeaux überhaupt? Aus dem Bauch dagegen entschieden, schließlich sind die Lager voll mit 2011ern und 2012ern.

Ende März ein Paukenschlag aus dem Pauillac: Pontet veröffentlicht seinen Wein, bevor ihn jemand verkostet hat; zum gleichen Preis wie 2012. Arroganz, Selbstsicherheit, Markttest? Gespräche mit den Negociants, überall Geeier, man kenne da jemanden, der schon probieren durfte, die biodynamischen Reben hätten das Klima besser (v)ertragen als die anderen, Pontet sei ohnehin so gefragt, da kaufe der Markt im Vertrauen. Da denke ich mir: jetzt geht’s Richtung Kaffeesatz und final war es der letzte Anstoß von einer geliebten Gewohnheit Abschied zu nehmen – wenigstens temporär: keine Sub mehr – wenigstens temporär!

Ich will nicht gegen das Prinzip der Negociants wettern, will auch nicht argwöhnen, in den letzten Jahren betrogen worden zu sein, den ganzen schönen Zirkus um Bordeaux werde ich definitiv vermissen, aber ich muss eindeutig feststellen: es lohnt sich momentan nicht. Die Chinesen haben festgestellt, dass sie Subskriptionen doof finden, den Britten geht das Geld aus, die Amis haben andere Probleme, Europa hat die Keller voll, neue Märkte (man könnte an Indien und Brasilien denken) ziehen nicht nach; final führt das dazu, dass Bordeaux auf hohem Niveau verhungert.

Die 2013er Kampagne läuft währenddessen an, die Preisabschläge liegen zwischen 0% und 10% zum Vorjahr, die Erwartung geht, dem Preisverlauf seit 2010 folgend, dahin, dass (fast) alle Weine auch auf Flasche noch zum gleichen Preis zu haben sein werden. Wozu also das Ganze?

Ich will Ihnen definitiv nicht ausreden, sich subskriptionär mit Ihren Lieblingsweinen zu versorgen. Ich möchte Sie lieber davon überzeugen, dass Sie frei sind in Ihrer Entscheidung, ob Sie jetzt kaufen - oder in 2, 3 oder 7 Jahren. Wir als Wein-Bastion werden sicher den ein oder anderen Posten kaufen, werden Winzern die Treue halten, mit denen wir seit den 80ern oder seit dem letzten Jahr zusammenarbeiten, deren Arbeit uns überzeugt, aber wir lassen den großen Subskriptions-Zirkus in diesem Jahr ausfallen. Sollten Sie es auf diesen und jenen Wein aus liebgewordener Gewohnheit abgesehen haben, sind wir die letzten, die Ihnen diesen Tropfen nicht besorgen, aber wir sind primär Ihre Berater, nicht Ihre Verkäufer – eine Kampagne im Sinne des Wortes wird für und mit uns in diesem Jahrgang nicht stattfinden.

Ich hoffe sehr, dass Sie diese Zeilen nicht enttäuschen; wir werden in den kommenden Wochen in verfügbare, (ansatzweise) trinkfertige Jahrgänge investieren, die wir Ihnen dann anbieten, vielleicht ist das derzeit der bessere Weg.

Mit einem weinenden und einem lachenden Auge

Jörg Ilgen

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