Weinreise Rhône/Languedoc - Domaine de Pont-les-Voy

22.06.2023

Wein-Bastion unterwegs > Frankreich

Viele Details zu diesem Weingut waren uns unbekannt, als wir uns Ende Mai an die Rhône aufmachten – schlicht der Tatsache wegen, dass die Domaine weder eine Webseite besitzt, keinen Vertriebler hat und auch sonst keine große Außendarstellung betreibt. Einerseits sympathisch, andererseits für den Verkauf eines emotionalen Getränkes wie Wein auch herausfordernd.

Nun muss man hinzufügen, dass wir den roten „Pont-les-Voy“ schon seit einigen Jahren im Sortiment haben und die Einlistung einem ehemaligen Mitarbeiter zu verdanken ist, der ihn quasi in die Bastion „mitgebracht“ hat. Der Wein ist eingeführt und läuft stabil, quasi wie ein Volvo, übers Jahr. Also kann man sagen, dass Qualität und Preis-Leistungsverhältnis die Kunden überzeugt hat, ohne großes Storytelling. Das spricht ja für sich.

Für uns aber ist es immer interessant, zu erfahren, wer eigentlich hinter dem Produkt steht.
Wir trudelten also nach 10 Stunden Fahrtzeit in Saint-Paul-les-Fonts ein, einem verschlafenen 1000-Seelen Dörfchen nahe der Rhône. Heller Sandstein, südfranzösischer Charme und Tumbleweed inklusive. Leider reichte es nicht mehr für das eigentlich vereinbarte Mittagessen, wir waren mit zu viel Stauverspätung angekommen. Xavier Dumas begrüßte uns dennoch persönlich.

Zur Verständigung stand uns entweder unser brüchiges Französisch oder sein brüchiges Englisch zur Verfügung, wie das halt immer so ist in Frankreich. Aber unter Weinmenschen versteht man sich ja meistens und so radebrechten wir uns voran. Xavier ist ein drahtiger, schlanker Typ um die 50, der immer etwas unruhig wirkt. Wie ein unermüdlicher Schaffer kommt er uns vor – fast schwäbisch, gell. In seinen jüngeren Jahren ist er viel geklettert, aber auch sonst hat er sportlich nicht viel liegenlassen. Über einen Kletterkumpel kam damals auch der Kontakt zu unserem Mitarbeiter zustande, der dann Xaviers Weine nach Deutschland importierte. Diese Geschichte ist exemplarisch, denn er sagt, dass alle internationalen Geschäftskontakte für seine beiden Weine nur über Mund-zu-Mund Propaganda zu Stande gekommen seien. Für alles andere hätte er keine Zeit. Kein Wunder, denn Xavier hat nur 2 festangestellte Mitarbeiter für seine 60 Hektar und ist bei allen Arbeitsschritten selbst mit dabei.

Als wir in der kühlen Kelterhalle standen, erzählte er uns, dass dieses Dorf schon immer vom Wein gelebt hat. Mittlerweile wohnten allerdings auch Menschen hier, die in den großen Industriebetrieben der Region arbeiteten. Sein Vater und der Großvater haben noch in der Genossenschaft Wein gemacht. Erst er hätte angefangen im Weingut selbst zu vinifizieren. Außerdem würde der Löwenanteil, etwa 90%, seines Weines per Tanklaster an die großen Namen an der Rhône verkauft werden. An sich ist das nicht ungewöhnlich, aber jemand der einen dermaßen guten Flaschenwein macht, aber trotzdem das meiste per Tanklaster verkauft ist schon seltener. Seine Erklärung ist erfrischend: Nach ein paar Jahren im Betrieb hätte er einfach Lust gehabt, aus den besonders guten Stücken einen eigenen Wein zu machen. Wenn die Qualität in seinen Augen in einem Jahr nicht stimmt, macht er schlicht nichts...

25 Jahre hat er an der perfekten Cuvée getüftelt. Den typischen Charakter geben Cinsault und Carignan vor, zwei klassische Rebsorten für die Region. Carignan wird erst im Alter richtig gut, Cinsault bringt die Leichtigkeit ins Spiel. Nach diesem Motto präsentiert sich auch der Wein. Er kann schon jung getrunken werden, macht aber gereift auch noch richtig Spaß. Xavier lässt seinen Weinen aber auch Zeit. Sie bleiben 2 Jahre nach der Lese zur Reifung im Keller. Erst danach werden sie zum Verkauf freigegeben. In der Cuvée sind außerdem noch Anteile von Grenache, Syrah und Mourvèdre enthalten, deren Anteile je nach Jahrgang unterschiedlich sind.

Der Barrique-Keller ist demnach auch überschaubar, denn nur seine Flaschenweine kommen in den Genuss der Reifung im Fass. Alles wirkt sehr bodenständig, ein normaler, kleiner Betrieb, nichts ist abgehoben, kein Sichtbeton, kein Glas, kein Mamor... Natürlich ist Xavier die Qualität seines gesamtes Weines wichtig, aber man merkt schon, dass die beiden Flaschenweine seine Babys sind, der Rest dazu da, den Betrieb zu erhalten und weiter zu entwickeln.

Eine gute Nachricht ist auch, dass seine Tochter in Montpellier Weinmarketing studiert und plant, in den Betrieb einzusteigen. Die Entwicklung der Vertriebs- und Marketingthemen würde dann Fahrt aufnehmen. Vielleicht bleibt für Xavier dann auch Zeit, uns einmal in Ulm zur Hausmesse zu besuchen und seine Weine persönlich zu präsentieren. Wir würden uns auf jeden Fall freuen, einem so authentischen Winzer eine Plattform zu geben.
Nach einem erfrischenden Getränk und mit einer Kiste Wein unter dem Arm verlassen wir das stille Saint-Paul-les-Fonts, um in ein noch kleineres Nachbarörtchen zu unserer Unterkunft zu fahren. Den Abend beschließen wir mit „Le Blanc“ aus dem Hause Xavier Dumas und stimmen uns damit bestens auf die weiteren Stationen unserer Reise ein.

Die Weine von Xavier Dumas gibt es in unserem Online-Shop: Hier entdecken

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