Die Weinkritikerin, die es allen zeigt: Jancis Robinson

04.12.2023

Weinwissen > Persönlichkeiten der Weinwelt

Die Welt der Weinkritik im ausgehenden 20. Jahrhundert war dominiert von Männern: alles, was sich nur im Geringsten für Wein interessierte, achtete gebannt auf die Meinungen von Robert Parker, James Suckling und dergleichen. Ihr Wort, ihre Meinung, entschied über Wohl und Wehe eines Weines. Ihr Einfluss ging und geht dabei soweit, dass die verschiedensten Weingüter damit anfingen, diese sogenannten „Weinpäpste“ zu hofieren, in der Hoffnung, ein paar gute Kritiken einzuheimsen und den Verkauf ihrer Weine anzukurbeln. Das schürt am Ende natürlich Zweifel über die Objektivität dieser Kritiken.

Das Jancis mal in der Welt des Weines landen würde, war nicht gerade vorbestimmt: in einem kleinen Nest an der schottischen Grenze aufgewachsen, war der erste Kontakt mit Wein im Studium in Oxford. Und scheinbar war dieses Erlebnis nicht wirklich ein freudiges. Sie selber sagt, dass der Moment, in dem es Klick gemacht hat, bei einem Glas 1959 Chambolle-Musigny Les Amoureuses passierte. Es war die Kombination aus sinnlichem Genuss und intellektuellem Anreiz: sie erkannte, dass sie in diesem Glas Geschichte, Psychologie, Kreativität und Wissenschaft auf einmal hatte.

Das Thema Essen und Wein hatte damals in England (und auch im restlichen Europa) keinen hohen Stellenwert: es war ein unseriöses Thema, allerhöchstens als Hobby für die Oberschicht gedacht. So entschied sie sich nach ihrem Abschluss 1971 erstmal für drei Jahre in der Tourismusbranche zu arbeiten. Ein gewisser Frust sorgte für die Kündigung ihrerseits und ein Jahr Auszeit in der Provence. Hier – umgeben von Wein, gutem Essen und der öffentlichen Wertschätzung dieser Thematik – reifte der Entschluss trotz aller Widrigkeiten komplett in die Welt der Kulinarik einzutauchen.

Im Dezember 1975 begann ihre Karriere als Hilfsredakteurin bei der britischen Fachzeitschrift Wine & Spirit. Noch vor der Zeit, die wir rückblickend als den modernen Weinbau bezeichnen. Dieser Job ließ Sie durch die Welt reisen und die – in Ihren Augen – „interessantesten Menschen der Welt“ kennenlernen. Von nun an war sie bei allen Entwicklungen im Weinbau hautnah dabei und schaffte es auch immer mehr, hier und da konkreten Einfluss zu nehmen.

Durch tiefgründiges Wissen, Hartnäckigkeit und Objektivität baute sie sich über die Jahre einen Ruf und Vertrauen auf, der in der Weinwelt seinesgleichen sucht. 1984 war sie eine der ersten Frauen und die erste Person, die nicht aus der Branche stammte, die den Master of Wine erlangte. Ihre Bewertungen (und die Ihres Teams) sind sehr oft nüchterner und vorsichtiger als die ihrer (männlichen) Kollegen. Die Vergabe der Punkte ist eher als konservativ zu bezeichnen. Auch der Glaube, dass ein Wein nicht teuer sein muss, um gut zu sein, spielt eine große Rolle bei den Bewertungen. Dieser Zugang zu Wein war und ist herrlich erfrischend in einer Branche, die gerne mal zu unangebrachter Euphorie neigt.

Ihr andauerndes Engagement hat ihr 2003 den Order of the British Empire eingebracht, verliehen von Queen Elizabeth II. Ihre unzähligen Bücher gelten als Grundlagenwerke, sie hat sämtliche Preise, die es in der journalistischen Weinwelt gibt, abgeräumt. Und immer noch bereist Sie die Welt, verkostet fleißig und verkündet ihre Ergebnisse im Netz, in Magazinen, im Radio und Fernsehen und Büchern.

Jancis Robinson ist eine Ikone, die der Weinkritik ein ernsthafteres und glaubwürdigeres Gesicht gegeben hat. Bei den großen Veränderungen der letzten 40 Jahre war sie immer hautnah mit dabei und half durch ihre Kommentare die Stellschrauben hier und da mit zu verstellen. Ihre Stimme hat Gewicht, die Bewertungen sind ein guter Gradmesser für Konsumenten. Wenn es laut und bombastisch zugeht, dann ist sie die ruhige Stimme, die erdet.

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