Eine Weinreise durch Spanien und Frankreich (Teil1)

17.02.2024

Wein-Bastion unterwegs > Spanien

Das neue Jahr hat begonnen, aus Sicht des Händlers eine eher ruhige Saison und die Arbeiten im Weinberg sind momentan ebenso überschaubar. Doch dafür beginnt eine ganz andere Zeit in der Weinwelt: Produzenten, Handel und Presse begeben sich auf Reisen, um sich in diversen Orten zu treffen und sich auszutauschen, alte Verbindungen aufzufrischen, Neue zu knüpfen und vor allem eins: Wein zu verkosten. Es ist Messezeit!

Und die erste große Messe des Jahres führt nach Spanien zur Barcelona Wine Week. Vom 5. bis zum 7.2. kommen die spanischen Weinmacher*innen hier zusammen und präsentieren ihre Weine, vor allem den neuen Jahrgang. Für uns eine tolle Möglichkeit alles oben Angesprochene quasi am eigenen Leibe zu erfahren. Also packen wir unsere Koffer und machen uns mit dem Auto auf nach Katalonien!

Warum die weite Reise mit dem Auto auf sich nehmen, mag sich nun manch einer oder eine fragen? Nun, wenn wir schon mal in Barcelona sind, warum nicht die Gelegenheit nutzen, um danach das Ebrotal nach Norden zu fahren und links und rechts die dort ansässigen Weingüter, deren köstliche Tropfen wir verkaufen dürfen, zu besuchen? Und nicht nur das, denn dann kann man auch nach Paris weiterfahren. Dort ist die Woche drauf, vom 12. bis 14.2., die Vinexpo, oder Wine Paris, die nächste große Messe des Jahres. Und das Loire-Tal liegt ja auf dem Weg, da kann man gleich einen Abstecher machen.

Sprich: das Ganze ist eine knapp zweiwöchige Weinreise durch Spanien und Frankreich! Und in unserem Blog wollen wir peu à peu davon berichten.

Am Sonntagabend in Barcelona angekommen werden wir fast von der Sonne erschlagen: es hat mehr als 20° und keine Wolke am Himmel! Das sind wir verfrorenen Deutschen um diese Jahreszeit nicht gewöhnt. Aber uns ist auch bewusst, dass diese Wärme für diese Jahreszeit selbst hier am Mittelmeer nicht normal ist. Katalonien leidet seit drei Jahren unter einer extremen Dürre: es ist zu warm und es regnet nicht mehr. Dieses Phänomen wird uns in den folgenden Tagen durch Erzählungen von Winzern und eigene Beobachtungen noch öfters unterkommen.

Doch erst einmal zu unserer Unterkunft: dank der Familie Nebot, Besitzer und Betreiber von Terres de Vidalba, haben wir eine kleine Ferienwohnung in Reus (1h Fahrt von Barcelona), die wir für die nächsten zwei Tage unser Eigen nennen dürfen. Dankbar nehmen wir den Schlüssel entgegen und legen uns nach einer langen, ermüdenden Fahrt erst mal zur Ruhe, der nächste Tag wird ereignisreich!

Der Montagmorgen in Barcelona, in der Fira Montjüic, der Messe der katalanischen Metropole: ein Gewusel und Getummel an Menschen, die sich um die Stände sammeln und verkosten. Und wir mittendrin! Los geht es für uns bei José Pariente aus dem Rueda. Enrique, Vetriebsleiter dort, empfängt uns herzlich und führt uns durch das Sortiment. Unsere Klassiker (Verdejo, Sauvignon Blanc) sind im Jahrgang 2023 die altbekannten Charmeure mit saftiger Frucht, aber auch ein wenig schlanker und sportlicher als in den Jahren zuvor. Der Grund dafür: im Rueda hat es während des Sommers mal geregnet! Und Enrique versichert uns: es regnet eigentlich nie. Uns gefällt das Ergebnis sehr gut. Weiterhin ist der Apasionada mit seinem tollen Süße-Säurespiel ein herrlich frischer Süßwein und der Vino Artesana – ein 25 Jahre alter Wein, der in einer Solera reifte – eine wahrlich abgefahrene Erfahrung: manch ein Sherry-Produzent kann sich hier eine Scheibe von Abschneiden. Der ausgewiesene Weißweinproduzent ist mittlerweile auch ins Geschäft mit den roten Trauben eingestiegen. Man konnte einen Weinberg erwerben, der mehr als ein halbes Jahrhundert in Vergessenheit geraten war, der über 1000m über NN liegt und mit uralten Rebstöcken der Sorte Garnacha bestockt ist. Der daraus gewonnene Confines besticht mit einem frischen, geradlinigen Charakter, einer weichen Frucht und einer nur „ruppig“ zu nennenden Würze. Enrique nennt ihn „fresh and rustic“. Dieser Auftakt war schon mal sehr gut, macht Lust auf mehr und zeigt schön, dass hier bei Pariente über den Tellerrand geschaut und vieles ausprobiert wird.

Die nächste Station ist geographisch gesehen nicht so weit, in Sachen Wein desto weiter entfernt: Bodegas Fariña aus dem Toro . Hier werden wir von Laurence, der Vertreterin des Weinguts, in Empfang genommen und über die neuen Jahrgänge in dem kleinen, nördlichen Anbaugebiet unterrichtet. Das Weingut haben wir erst 2022 mit ins Sortiment aufgenommen, so dass das Portfolio der dargebotenen Weine noch recht frisch auf der Zunge ist, die neuen Jahrgänge hingegen unbekannt sind. So ist so gesehen keine Überraschung dabei: wunderbar saftige, körperreiche Tempranillos mit einer tollen Struktur und Frische. Der 2019er Campus Gothorum ist trotz seiner Fülle ein Ausbund an Eleganz und Harmonie und gibt uns einen Ausblick auf weitere Rotweine aus anderen Regionen des nördlichen Spaniens: 2019 ist ein fantastischer Jahrgang!

Bestätigt wird das durch die Miros de Ribeira Reserva der Bodegas Peñafiel am nächsten Stand: verführerische Nase, unglaubliche Tiefe, Dichte und Eleganz. Mit einem Potenzial für die nächsten 20-30 Jahre. Auch die anderen Weine bestätigen unsere Aufnahme des Weinguts vor zwei Jahren. Insgesamt sehr hochwertige, moderne Weine aus dem Ribeira del Duero . Hier können wir noch den aktuellen Jahrgang des Albariños der Casa de las Locas verkosten. Auch hier wird unsere Erfahrung bestätigt: der 2022er hat sich super entwickelt und macht jetzt mit einem klassischen Sortenprofil richtig Spaß!

Aus dem hohen Norden Spaniens begeben wir uns jetzt nach Katalonien: als nächstes sind die Celler de Capcanes dran. Hier gibt es quasi nichts Neues zu berichten, denn alle verkosteten Weine entsprechen den Erwartungen, mit dem Cabrida als grandioser (?) Speerspitze. Jürgen Wagner, der schon seit Jahrzehnten das Weingut vertritt, führt uns – wie immer – sehr charmant durch das Sortiment, berichtet uns aber auch über die extrem schwierigen klimatischen Bedingungen in diesem Landstrich: der konstante Wassermangel macht sich immer mehr bemerkbar. Bei der Olivenernte gab es dieses Jahr massive Einbrüche. Noch können die alten Reben mit ihren tiefen Wurzeln Wasser finden, aber wie lange noch?

Carlos von Tomàs Cusiné , unserem nächsten Winzer, findet für diese Problematik noch deutlichere Worte, die wir hier nicht wiedergeben wollen. Das Weingut hat kräftig in Brunnenbau und Bewässerung investiert. Nur: woher nehmen? In Zukunft sollen große Tankschiffe Wasser aus einer Entsalzungsanlage bei Valencia nach Barcelona bringen. Die Qualität der Weine von Cusiné leiden noch nicht unter diesem Mangel. Vor allem der Comabarra 2019 besticht mit einer Finesse und ziselierten, femininen Struktur. Harmonie und Balance sind jetzt schon erstaunlich, Understatement (klein schreiben?) pur!

Die Weine aus Katalonien haben uns begeistert, die düsteren Aussichten bezüglich des Klimas eher ernüchtert. Doch wir müssen weiter, in die Region Valencia . Bei der Casa Los Frailes treffen wir auf Maria Velazquez, deren Familie das Weingut gehört. Und hier zeichnet sich ein anders klimatisches Bild ab: ganz unerwartet hat es im Sommer geregnet! Das sorgt gerade beim Weißwein, der Blanc de Trilogia, für Lebendigkeit und Expressivität. Auch der Rosado aus Monastrell kann uns beeindrucken und findet eventuell seinen Weg in unser Sortiment. Die Rotweine sind wie immer ein toller Ausdruck der Monastrell-Traube, der Spezialität der Valencianer.

Der letzte Termin an diesem Tag lenkt unsere Schritte auf die Insel Mallorca : wir besuchen den Stand von Binigrau . Matias Batle und seine Tochter Elisabet führen uns durch den neuen Jahrgang und wir fühlen uns gerade bei den Weißweinen an den Stil vor ca. fünf bis zehn Jahren erinnert: kraftvoll, cremig, mundfüllend, dennoch mit ausreichend Frische und Struktur versehen. Bei den Rotweinen kann vor allem der E-Negre des Jahres 2021 überzeugen: in diesem Jahr hat Matias Batle keinen Obac oder Bi-Negre produziert, so dass alle Trauben in seinen Einstiegswein flossen. Davon hat er mehr als profitiert!

Die restliche halbe Stunde der Messe flanieren wir ein bisschen, schauen links und rechts, lassen die insgesamt konzentrierte, aber gelöste und freundliche Stimmung auf uns wirken. Unser erstes Mal auf dieser Messe, und wir werden wohl wiederkommen: sehr gut organisiert und ausgeführt, ohne stressig und zu verkopft zu sein.

Nun aber nach Hause, der Hunger und die Müdigkeit nehmen überhand. Und morgen geht es ins Priorat.

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